Ein spektakulärer Schritt in der Astronomie wurde gestern in Mailand bekanntgegeben, als die europäische Raumfahrtagentur ESA einen ersten Teil ihres kosmischen Atlas präsentierte. Diese Daten stammen von der „Euclid“-Mission, und sie geben einen faszinierenden Einblick in Milliarden von Galaxien, die sich im Universum befinden. Generaldirektor Josef Aschbacher und Wissenschaftsdirektorin Carole Mundell stellten das beeindruckende Mosaik vor, das aus 260 Beobachtungen zusammengestellt wurde, die im März und April 2024 mit dem Weltraumteleskop erfasst wurden.
Der Anfang dieses Projekts zeigt nur rund ein Prozent des Himmels, den das Teleskop in den nächsten sechs Jahren aufzeichnen wird. Ziel ist es, die größte dreidimensionale Karte des Universums zu erstellen, die Billionen von Galaxien im Umkreis von bis zu zehn Milliarden Lichtjahren dokumentieren könnte. „Das ist der erste Teil einer Karte, die in sechs Jahren mehr als ein Drittel des Himmels enthüllen wird“, erklärte Valeria Pettorino, die Projektwissenschaftlerin der ESA, und unterstrich die Bedeutung der Mission für die Zukunft der Astronomie.
Details zu den Entdeckungen
Der veröffentlichte Himmelsausschnitt von 132 Quadratgrad entspricht einer Fläche, die der 500-fachen Vollmondfläche ähnelt. Trotz seiner Größe macht dieser Ausschnitt nur einen winzigen Teil der gesamten Erforschung des Himmels aus. Er umfasst schätzungsweise 14 Millionen Galaxien sowie viele Millionen Sterne unserer Milchstraße. Das Mosaikbild selbst hat eine beeindruckende Größe von 208 Gigapixeln, was die Detailtreue der Daten verdeutlicht.
Das Weltraumteleskop, das im Juli des vergangenen Jahres mit einer SpaceX Falcon 9-Rakete in den Orbit gebracht wurde, ist mit fortgeschrittenen Kameras ausgestattet, die sowohl im sichtbaren als auch im nahen Infrarotbereich arbeiten. Diese Technologie ermöglicht es den Wissenschaftlern, die Formen und Bewegungen von Galaxien detailliert zu erfassen, und sie sollen auch Aufschluss darüber geben, wie weit entfernte Galaxien sind.
Ein zentrales Ziel dieser Mission ist es, zu untersuchen, wie sich Materie im Universum über große Entfernungen verteilt und wie sich dessen Ausdehnung im Laufe der Zeit verändert hat. Die ESA hofft, durch die gewonnenen Daten einen Blick in die vergangenen zehn Milliarden Jahre des Universums werfen zu können und dabei neue Erkenntnisse über das dunkle Universum zu gewinnen, insbesondere über die dunkle Energie und die dunkle Materie, die einen großen Teil der Gesamtmasse des Universums ausmachen.
Bereits zu Beginn der routinemäßigen wissenschaftlichen Beobachtungen im Februar konnten 12 Prozent der geplanten Durchmusterung abgeschlossen werden. Die nächsten Schritte beinhalten die Veröffentlichung einer Vorschau auf die „Euclid-Deep-Field“-Regionen, die für März 2025 geplant ist. Täglich werden über die nächsten sechs Jahre etwa 100 Gigabyte an Daten zur Erde gesendet, was die Forscher vor eine große Herausforderung stellt. Für die effektive Auswertung und Katalogisierung der erfassten Galaxien hat sich die ESA nun enger mit dem Citizen-Science-Projekt „Galaxy Zoo“ verbunden.
Das „Galaxy Zoo“-Projekt, das bereits 2007 ins Leben gerufen wurde, ermutigt die Öffentlichkeit, bei der Klassifizierung von Galaxien zu helfen. Dabei nehmen Freiwillige an der Analyse von Bildern teil, die aus verschiedenen astronomischen Projekten stammen, einschließlich der Aufnahmen des Hubble- und des James-Webb-Weltraumteleskops. Bis heute haben über 400.000 Menschen bei der Klassifizierung mitgewirkt, was die Kollaboration zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit veranschaulicht.
Mit diesen neuesten Entwicklungen wird deutlich, dass die „Euclid“-Mission nicht nur insbesondere im Hinblick auf die technologische Fortschrittlichkeit eine Schlüsselrolle in der Astronomie spielen wird, sondern auch die Art und Weise, wie das Universum erforscht wird, revolutionieren könnte. Die ESA ist zuversichtlich, dass die Erkenntnisse, die aus dem Projekt gewonnen werden, nicht nur das Verständnis der Struktur des Universums vertiefen werden, sondern auch die Interaktion zwischen Wissenschaft und interessierter Öffentlichkeit stärken könnten.
dpa/sk