
Der internationale Leichtathletik-Weltverband World Athletics hat eine grundlegende Änderung in den Regelungen für die Teilnahme an Wettkämpfen von Frauen angekündigt. Ab sofort müssen alle Athletinnen nachweisen, dass sie biologisch als Frauen geboren wurden, um an offiziellen Wettbewerben teilnehmen zu können. Diese Regelung tritt nach einer Sitzung des World-Athletics-Rats in Nanjing, China, in Kraft. Verbandspräsident Sebastian Coe erläuterte die Maßnahme, die durch Wangenabstriche oder einen Trockenbluttest nachgewiesen werden soll, als notwendig, um das Vertrauen in die Integrität des Wettbewerbs zu sichern. Coe betonte, dass es sich um einmalige, minimalinvasive Tests handelt, die bei den Athletinnen vorgenommen werden.
Seit dem 31. März 2023 gelten bereits verschärfte Bestimmungen, die Transgender-Frauen, die die männliche Pubertät durchlebt haben, den Zugang zu Wettbewerben in der Frauenkategorie verwehren. Diese Entscheidung basiert auf den Ergebnissen einer Umfrage, bei der die Mehrheit der Befragten gegen die Teilnahme von Transgender-Athleten in dieser Kategorie war. Kritiker der neuen Regelungen, wie Gabriel Nox Koenig vom Bundesverband Trans* e.V., sehen diese Maßnahmen als gezielten Ausschluss von Transfrauen und nicht-binären Personen.
Ethik und Integrität im Wettbewerb
Die neuen Vorschriften deuten auf das Bestreben von World Athletics hin, die Integrität des Wettbewerbs stärker zu schützen. Die Regelungen betreffen nicht nur Transgender-Athletinnen, sondern gelten auch für Frauen mit natürlichen Varianten der Geschlechtsentwicklung, die ihre Testosteronwerte auf unter 2,5 Nanomol pro Liter senken müssen, um in der Frauenkategorie antreten zu dürfen. Diese Bestimmungen gelten für alle Disziplinen, die von Laufstrecken bis zu Sprung- und Wurfdisziplinen reichen. In der Vergangenheit waren unter diesen Bestimmungen auch prominente Athletinnen wie Caster Semenya betroffen.
In den kommenden Wochen wird World Athletics einen offiziellen Anbieter für die Tests bestimmen und plant die Gründung einer Arbeitsgruppe unter Leitung einer Transgender-Person, um zukünftige wissenschaftliche Entwicklungen zu beobachten. Coe hat auch angedeutet, dass eine Überprüfung der Regeln in der Zukunft nicht ausgeschlossen ist.
Reaktionen und Ausblick
Die Reaktionen auf die neuen Regelungen sind gemischt. Während einige Stimmen die Maßnahmen als notwendig erachten, um Chancengleichheit im Frauenwettbewerb zu gewährleisten, äußern Kritiker ernsthafte Bedenken hinsichtlich der ethischen Implikationen und der möglichen Auswirkungen auf das sportliche Engagement junger Transgender-Frauen. Diese Änderungen sind nicht nur für die Athleten von Bedeutung, sondern rufen auch die Frage nach der Verantwortung der Sportverbände bei der Gewährleistung eines fairen Wettbewerbs hervor.
Zusätzlich wird auf die aktuelle Situation des russischen Leichtathletik-Verbandes hingewiesen. Nach der Aufhebung der Dopingsperre bleibt dieser aufgrund des politischen Kontextes im Ukraine-Konflikt weiterhin von Wettbewerben ausgeschlossen. Die Entwicklungen im internationalen Sport zeigen, dass ein Gleichgewicht zwischen Fairness, Integrität und Inklusion eine zentrale Herausforderung für Sportverbände wie World Athletics bleibt.
Die vollständigen Informationen und Aktualisierungen zu diesen Regelungen finden sich in den Berichten von oe24, DW und Welt.
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