SOS-Kinderdorf warnt: Nur 300 Kinderärzte für 1,8 Millionen Betroffene!

SOS-Kinderdorf warnt: Nur 300 Kinderärzte für 1,8 Millionen Betroffene!

Innsbruck, Österreich - Die Gesundheitsversorgung für Kinder und Jugendliche in Österreich steht unter Druck. Aktuell gibt es nur 300 Kassen-Kinderärzte für etwa 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche im Land. Dies führt zu einer besorgniserregenden Situation, in der viele Betroffene monatelang auf benötigte Therapieplätze warten müssen. Die Organisation Dolomitenstadt berichtet über die Protestaktion, die am Freitag in Innsbruck stattfand, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Initiator der Aktion ist das SOS-Kinderdorf, das eine Petition gestartet hat, um auf die fehlenden Kassen-Kinderärzte aufmerksam zu machen.

„Die Gesundheitsversorgung in Österreich funktioniert mangelhaft“, kritisiert Christian Rudisch, der Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf. In Tirol beispielsweise sind nur 23 Kinder-Kassenärzte aktiv, von denen 40% keine neuen Patienten aufnehmen. Um dem Mangel zu begegnen, fordert Rudisch einen „raschen Notfallplan“ von den Verantwortlichen. Die Petition hat bereits 7.000 Unterstützer gefunden und wird an die politischen Entscheidungsträger übergeben, sobald 10.000 Unterschriften erreicht sind.

Dringlichkeit der Situation

Die kritische Lage wird durch die Äußerungen von Experten weiter untermauert. Birgit Schatz, Kinderrechtsbeauftragte von SOS-Kinderdorf, weist darauf hin, dass die mangelhafte medizinische Versorgung kinderrechtswidrig ist. In Wien nehmen sogar jede zweite Kinderarztpraxis keine neuen Patienten an, was die Situation besonders für sozial schwächere Familien verschärft, die keine privaten Mittel für medizinische Hilfe aufbringen können. Laut SOS-Kinderdorf sind auch strukturelle Verbesserungen nötig, um die Gesundheitsvorsorge für Kinder zu garantieren.

Der Mangel an Kassenärzten führt zudem zu einer Zwei- bis Drei-Klassen-Medizin, wie aus der Analyse der Kinder- und Jugendgesundheit hervorgeht. Überfüllte Ambulanzen sind die Folge, und viele Kinderärzte stehen vor der Herausforderung, eine hohe Anzahl an Patienten bei unattraktiven Arbeitsbedingungen zu betreuen. In Wien betreut einem Kassenarzt im Durchschnitt 3.500 Kinder, in Tirol sind es sogar 5.900.

Forderungen und Zukunftsausblick

Um die Versorgungslücke zu schließen, fordert SOS-Kinderdorf auch eine engere Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Gesundheitskammern und Sozialversicherungsträgern. „Wir benötigen niederschwellige Angebote für Kinder und Jugendliche“, betont Rudisch. Zudem fehlt es an Ressourcen für die Vernetzung im Kinderbereich, was die Situation weiter verschärft.

Die Zukunft der Kinder- und Jugendmedizin in Österreich ist unsicher, da viele niedergelassene Kinderärzte in den Ruhestand gehen werden. Daher ist es dringlich, geeignete Maßnahmen zur Gewinnung neuer Kassenfachärzte zu ergreifen, auch in Bereichen wie Zahnheilkunde und Orthopädie. Eine verbesserte Ausbildung des medizinischen Personals in Kinderrechten und Kinderschutz ist ebenfalls gefordert, um die gesundheitlichen Rahmenbedingungen für die Kleinsten nachhaltig zu verbessern.

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OrtInnsbruck, Österreich
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