Schweden mietet 400 Gefängniszellen in Estland – die Gründe sind dramatisch!

Schweden plant ab 2026, 400 Gefängniszellen in Estland zu mieten, um überfüllte Anstalten zu entlasten.
Schweden plant ab 2026, 400 Gefängniszellen in Estland zu mieten, um überfüllte Anstalten zu entlasten.

Tartu, Estland - Die schwedische Regierung plant, in Estland Gefängnisplätze zu mieten, um die überfüllten Haftanstalten im eigenen Land zu entlasten. Laut Informationen von exxpress.at soll eine Übereinkunft zwischen Schweden und Estland bereits Mitte Juni in Stockholm unterzeichnet werden. Der schwedische Justizminister Gunnar Strömmer äußerte sich auf einer Pressekonferenz zu der Situation, die durch eine Zunahme krimineller Gangs und längere Haftstrafen verstärkt wurde.

Sämtliche Normen und Beschränkungen müssen zuvor im schwedischen Parlament mit einer Dreiviertelmehrheit genehmigt werden, bevor das Abkommen am 1. Juli 2026 in Kraft treten kann. In einem ersten Schritt plant Schweden, eine Haftanstalt in Tartu, Südestland, anzumieten, die insgesamt 400 Zellen für bis zu 600 Häftlinge bietet. Dabei handelt es sich vornehmlich um volljährige Männer, die wegen Mordes, Sexual- oder Wirtschaftsverbrechen verurteilt wurden. Hochriskante Straftäter, die wegen Terrorvergehen oder schwerer organisierter Kriminalität im Gefängnis sind, sollen nicht in das estnische Gefängnis verlegt werden.

Der Hintergrund der Überfüllung

Die Auswahl von Häftlingen für die Verlegung nach Estland erfolgt gezielt. Der schwedische Justizminister betonte, dass verurteilte Gang-Mitglieder vornehmlich in lokalen Haftanstalten verbleiben sollen, um Platz für andere Verurteilte zu schaffen. Die Gefängnisse in Schweden sind aufgrund der seit Jahren zunehmenden Gangs und deren kriminellen Aktivitäten überfüllt. Ein weiteres Problem sind die Gesetzesverschärfungen, die die Haftstrafen verlängern und zu einer Erhöhung der Untersuchungshaft geführt haben. Diese hat sich in Schweden in den letzten Jahren von durchschnittlich 69 auf 91 Tage erhöht, wie rnd.de berichtet.

Aktuell verfügt Schweden über 46 Gefängnisse, deren Kapazität weit hinter dem Bedarf zurückbleibt. Die estnischen Behörden zeigen Interesse an dem schwedischen Vorhaben, da ihre Gefängnisse nur zu 50% ausgelastet sind. Die Vermietung ist für Estland eine Möglichkeit, die Betriebskosten für leerstehende Gefängnisse zu reduzieren, während Schweden gleichzeitig monatlich 8.500 Euro pro Gefängnisplatz in Estland zahlen würde. Zum Vergleich: Die Kosten für einen Häftling in Estland betragen 95 Euro pro Tag, während dieser in Schweden 325 Euro kostet.

Langfristige Lösungen

Die schwedische Regierung verfolgt weiterhin langfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Gefängniskapazitäten. Diese umfassen den Bau neuer Gefängnisse sowie die Ausbildung zusätzlicher Wärter, um der steigenden Anzahl an Verurteilungen gerecht zu werden. Zudem hat die Regierung Gesetzesverschärfungen zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität initiiert, die zu einem Anstieg von 62.000 Menschen in kriminellen Netzwerken geführt haben. Auch die steigenden Zahlen von tödlichen Schießereien, die 2022 auf 62 Fälle anstiegen, machen deutlich, wie dringend Maßnahmen erforderlich sind. Diese Informationen sind Teil der umfassenden Analysen zum Gefängnissystem in Schweden, die auch im Detail auf prisonstudies.org zu finden sind.

Zusammenfassend zeigen die Entwicklungen, dass Schweden vor erheblichen Herausforderungen in Bezug auf sein Gefängnissystem steht, und die geplanten Maßnahmen zur Miete von Gefängnisplätzen in Estland sind nur ein Teil der Lösung für die anhaltenden Probleme. Die Notwendigkeit, sowohl die Sicherheitslage zu verbessern als auch die Kapazitäten zu erweitern, bleibt eine große Herausforderung für die schwedische Regierung.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Tartu, Estland
Quellen