Kroatien packt zu: Serbische Grabinschriften sollen weichen!

Kroatien verlangt die Entfernung serbischer Inschriften auf Gräbern, droht mit Geldstrafen. Maßnahme sorgt für Konflikte und Kontroversen.
Kroatien verlangt die Entfernung serbischer Inschriften auf Gräbern, droht mit Geldstrafen. Maßnahme sorgt für Konflikte und Kontroversen.

Krajina, Kroatien - Kroatien hat seine Regelungen zur Entfernung von Grabinschriften verschärft und stellt damit die serbische Identität in den Mittelpunkt eines neuen Gesetzes. Ab sofort müssen Grabbesitzer die auf ihren Grabsteinen angebrachten Inschriften entfernen, wenn diese als verletzend für die religiösen, moralischen oder nationalen Gefühle der Kroaten angesehen werden. Insbesondere betroffen sind Formulierungen, die mit der serbischen Identität in Verbindung stehen, wie „auf serbischem Boden“ oder „gefallen für die Serbische Krajina“. Diese Neuerung wurde durch den DP-Abgeordneten Stipo Mlinaric bestätigt und wirft bereits jetzt erhebliche politische und gesellschaftliche Kontroversen auf.

Betrifft sind nicht nur die Grabbesitzer, die nun innerhalb von 30 Tagen reagieren müssen, sondern auch die gesamte serbische Gemeinschaft in Kroatien, die sich über dieses Gesetz empört. Kommt es zu einer Nichtbefolgung, drohen Geldstrafen zwischen 1.000 und 5.000 Euro. Metropolit Fotije von Zvornik-Tuzla kritisierte das Vorhaben als diskriminierend und sah in der Maßnahme einen weiteren Schritt zur Unterdrückung der Erinnerung an serbische Opfer im Land. Die Krajina-Region, die in den vergangenen Jahrzehnten eine zentrale Rolle im Kroatienkrieg spielte, war das Hauptgebiet der serbischen Minderheit in Kroatien.

Hintergrund der Krajina-Serben

Die Krajina-Serben sind Teil der serbischen Gemeinschaft in Kroatien und leben im Grenzgebiet zu Bosnien-Herzegowina, bekannt als Kninska krajina. Angesiedelt wurden sie im 16. Jahrhundert, um das Habsburgerreich gegen osmanische Übergriffe zu schützen. Die Region war während des Kroatienkriegs von 1991 bis 1995 ein Zentrum des Konflikts, als serbische Kräfte die völkerrechtswidrige „Republik Serbische Krajina“ ausriefen. Dieses Streben nach Autonomie führte zu einem massiven Exodus von Krajina-Serben während der Militäroperation Oluja im Jahr 1995, wo nahezu 200.000 von ihnen zwangsweise vertrieben wurden.

Der historische Kontext der Krajina-Serben ist geprägt von einer jahrhundertelangen wechselvollen Geschichte, die sowohl von der Habsburgermonarchie als auch von intensiven nationalistischen Spannungen zwischen Kroaten und Serben beeinflusst wurde. Im 19. Jahrhundert entfalteten sich moderne Nationalbewegungen, die zu gegenseitigem Misstrauen führten und die ethnischen Konflikte schürten. Insbesondere die Ustascha-Bewegung strebte während des Zweiten Weltkriegs eine ethnische Säuberung an, was zu einer tiefen Wunde in der kollektiven Erinnerung beider Nationen führte.

Belastete Beziehungen zwischen Kroatien und Serbien

Die neuen Gesetzesvorschriften sorgen nicht nur für Diskussionen in Kroatien selbst, sondern belasten auch die Beziehungen zwischen Kroatien und Serbien zusätzlich. Serbische Regierungsvertreter sehen das Gesetz als diskriminierend und als Versuch, die Identität und Erinnerungen der serbischen Bevölkerung in Kroatien zu unterdrücken. Der anhaltende Konflikt um die Deutung der Geschichte und die politischen Spannungen sind nicht neu. Im Gegenteil, sie reichen zurück bis zur Zeit der Habsburgermonarchie und haben im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer wieder zu Konflikten geführt.

Aktuelle Scharmützel zwischen beiden Nationen, wie ein diplomatischer Streit über besuchende Politiker oder der Vorwurf Kroatiens, die serbische Regierung destabilisieren zu wollen, verdeutlichen, wie schwierig das Verhältnis ist. Die erschütterte Beziehung zwischen Kroatien und Serbien spiegelt sich auch in Fragen der ethnischen Rechte wider, die bis heute bedeutend sind für die serbische Minderheit in Kroatien. Denn rund 4,36 Prozent der Bevölkerung in Kroatien sind serbischstämmig und viele von ihnen sehen sich Benachteiligungen gegenüber, die sie zur Auswanderung antreiben.

Insgesamt zeigt dieses Geschehen, dass die Auseinandersetzungen um Identität, Geschichte und nationale Zugehörigkeit in der Region auch im Jahr 2025 noch lange nicht gelöst sind. Dies wird nicht nur durch die Gesetze, sondern auch durch die kollektiven Erinnerungen beider Bevölkerungsgruppen beeinflusst, die auf eine komplizierte Vergangenheit zurückblicken, die durch Konflikte und Spannungen gekennzeichnet ist.

Details
Ort Krajina, Kroatien
Quellen