Kampf um die Zukunft: Lehrerinnen enthüllen die Krise an Brennpunktschulen

Wien-Favoriten, Österreich - In der aktuellen Bildungsdebatte wird das Thema Brennpunktschulen immer zentraler. Susanne Wiesinger, Lehrerin an einer solchen Schule in Wien-Favoriten, hat ihre Erfahrungen in dem Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ festgehalten. Wie Krone berichtet, ist das Buch vor sieben Jahren erschienen und erlangt nun, angeregt durch die Kolumne von Conny Bischofberger, neue Aufmerksamkeit. Wiesinger stellt fest, dass immer mehr Schüler in Österreich, die bei Schuleintritt kein Deutsch sprechen, die Schulbanken drücken – in manchen Fällen stellen sie sogar die Mehrheit dar.
Besonders besorgniserregend ist die Einflussnahme radikaler Prediger auf Jugendliche. Diese stellen ihre religiösen Werte über andere gesellschaftliche Normen, was zu Konflikten in Bereichen wie Biologie und Musik führt. Wiesinger kritisiert, dass man die Situation nicht länger verharmlosen kann. Ihrer Meinung nach sind wirksame Maßnahmen erforderlich, um ein friedliches Zusammenleben zu fördern und den Herausforderungen in Brennpunktschulen zu begegnen. Sie spricht sich entschieden gegen Schönredner und Heuchler aus und bleibt unbequem in ihrer Haltung.
Herausforderungen an Brennpunktschulen
Die Herausforderungen an Brennpunktschulen sind nicht allein auf Österreich beschränkt. Alwin Zeiß, Schulleiter einer Hauptschule im sozialen Brennpunkt Frankfurt am Main, berichtet von ähnlichen Problemen. Laut bpb haben 95% der dortigen Schüler einen Migrationshintergrund. Viele Eltern sind in schlecht bezahlten Jobs oder arbeitslos, was das Gefühl der Perspektivlosigkeit verstärkt.
Diese Verhältnisse führen häufig zu einem Mangel an Unterstützung von zu Hause, was sich negativ auf die schulischen Leistungen der Kinder auswirkt. Die Schule hat einen erheblichen Verlust an Ansehen erlebt und wird häufig als „Resteschule“ betrachtet. An Brennpunktschulen sind steigende Verhaltensauffälligkeiten und Gewaltbereitschaft leider häufig anzutreffen.
- Tägliches gemeinsames Frühstück fördert Gemeinschaft und soziale Interaktion.
- Klassenfahrten und Projekte sollen Schüler motivieren und das Gemeinschaftsgefühl stärken.
- Elternarbeit wird als entscheidend angesehen, um Vertrauen zu schaffen und Lösungen zu finden.
- Lehrer begleiten Schüler von der Grundschule zur Hauptschule, um den Übergang zu erleichtern.
- Fächer wie „Lernkompetenztraining“ und „Soziales Lernen“ sind fester Bestandteil des Lehrprogramms.
Diese Initiativen sollen zu einer positiven Veränderung in der Schule führen und den Schülern helfen, ihre Potenziale zu entfalten.
Integration von Migrantenkindern im Bildungssystem
Der Kontext wird auch durch die Entwicklung in Deutschland verdeutlicht. Das Land hat sich von einem Gastarbeiterland zu einem wichtigen Einwanderungsland gewandelt. Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien machen einen wachsenden Anteil des Bildungssystems aus – 2006 waren es 20% der 15-Jährigen und 33% der Kinder unter fünf Jahren, wie bpb in einer Analyse darstellt.
Für Migrantenkinder sind Bildungschancen entscheidend. Doch trotz ihrer vielen Hürden zeigen sie häufig Leistungsdefizite, die auch in internationalen Vergleichsstudien sichtbar werden. Besonders die zweite Generation von Migranten hat oft das größte Potenzial an Rückständen, was teilweise durch unzureichende Sprachkenntnisse und Stigmatisierung im Bildungssystem bedingt ist.
Das Zusammenspiel von sozialen und migrationsspezifischen Herausforderungen stellt eine doppelte Benachteiligung dar. In vielen Schulen, die hohe Anteile von Migrantenkindern aufweisen, kommt es oft zu einer Bremsung der Leistungsentwicklung. Die Bildungspolitik steht vor der Herausforderung, Chancengleichheit zu schaffen und die Integration zu fördern.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Situation an Brennpunktschulen sowohl in Österreich als auch in Deutschland ähnliche Herausforderungen mit sich bringt, die einen überzeugenden Handlungsbedarf erfordert. Es ist unerlässlich, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den betroffenen Schülern und ihren Familien Perspektiven zu eröffnen und eine erfolgreiche Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen.
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Ort | Wien-Favoriten, Österreich |
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