Kämpferische Arbeitnehmer fordern fairen Lohn im Elektrosektor

Am 5. Juni 2025 startet die fünfte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag in der Elektroindustrie in Wien, während Arbeitnehmer um faire Löhne kämpfen.
Am 5. Juni 2025 startet die fünfte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag in der Elektroindustrie in Wien, während Arbeitnehmer um faire Löhne kämpfen.

Vienna, Österreich - Am 5. Juni 2025 stehen in der Elektro- und Elektronikindustrie wichtige Verhandlungen an. Die fünfte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) wird am Freitag stattfinden. Vor allem Infineon, ein Vorzeigebetrieb der Branche, wird im Fokus stehen. In den letzten Runden haben die Arbeitnehmervertreter eine Streikfreigabe eingeholt und zeigen sich gegenüber den Arbeitgebern kämpferisch. Diese argumentieren jedoch, dass sie bedingt durch die aktuelle Rezession und steigende Arbeitslosigkeit einen moderaten Abschluss benötigen.

Das aktuelle Angebot der Arbeitgeber, vertreten durch den Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), beläuft sich auf eine Lohn- und Gehaltserhöhung von maximal 1,5 Prozent. Diese Zahl liegt jedoch deutlich unter der rollierenden Inflationsrate von 2,76 Prozent, was von den Gewerkschaften PRO-GE und GPA als inakzeptabel angesehen wird. Beide Gewerkschaften schließen einen Abschluss unter der Inflationsrate aus.

Starke Reaktionen auf das Arbeitgeberangebot

Im Vorfeld der entscheidenden Verhandlungen äußerten sich die Verhandlungsführer der Gewerkschaften enttäuscht über das bisherige Angebot. Eva Scherz, die Verhandlungsleiterin der Gewerkschaft GPA, bezeichnete es als respektlose Provokation. Der Verhandlungsführer der GPA, Karl Dürtscher, verstarb Ende Mai, was die Verhandlungen zusätzlich belastet. Arbeitnehmervertreter warnen, ein Angebot von 0 Prozent für wirtschaftlich angeschlagene Betriebe könnte Konsumzurückhaltung und Einkommensverluste zur Folge haben.

Parallel zu den Verhandlungen in der Elektro- und Elektronikindustrie haben auch andere Branchen wie die Chemische Industrie und die Holzindustrie erfolgreich höhere Vergütungen ausgehandelt. So erhalten in der Chemischen Industrie rund 50.000 Beschäftigte 2,65 Prozent mehr Lohn, während in der Holzindustrie die Einkommen um 2,8 Prozent steigen. Der neue kollektivvertragliche Mindestlohn beträgt nun 2.406 Euro brutto pro Monat.

Forderungen der Arbeitnehmervertreter

Zusätzlich zu den geforderten Lohnerhöhungen streben die Arbeitnehmervertreter Änderungen beim Rahmenrecht an, darunter eine erleichterte Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche. Darüber hinaus wird eine Erhöhung der Zuschläge für Schichtarbeit gefordert, wobei die Zulage für die zweite Schicht auf 1,50 Euro pro Stunde und für die dritte Schicht auf fünf Euro pro Stunde angehoben werden soll.

Im Kontext eines europaweiten Anstiegs der Lebenshaltungskosten ist die Situation in Österreich nicht isoliert. Eine Studie von UNI Europa zeigt, dass die Inflation in vielen Teilen Europas stetig steigt. Insbesondere die COVID-19-Pandemie und die gestiegenen Energiepreise infolge des Ukraine-Konflikts haben die wirtschaftliche Situation verschärft. In dieser kritischen Lage zweifeln Gewerkschaften an der traditionellen Verhandlungsmethode fester Lohnerhöhungen und fordern stattdessen flexible Lösungen wie automatische Lohnindexierungen, die auf künftige Inflationsraten reagieren können.

Die bevorstehenden Verhandlungen sind somit nicht nur für die Elektro- und Elektronikindustrie von Bedeutung, sondern spiegeln auch die Herausforderungen der Arbeitnehmer in einem sich verändernden wirtschaftlichen Umfeld wider.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Vienna, Österreich
Quellen