Grazer Amoklauf: Die dunkle Wahrheit hinter Alen R.s Tod im Gefängnis

Grazer Amoklauf: Die dunkle Wahrheit hinter Alen R.s Tod im Gefängnis
Graz, Österreich - Am 20. Juni 2015 ereignete sich in Graz eine der tragischsten Amokfahrten der österreichischen Geschichte. Alen R., damals 26 Jahre alt, raste mit einem über zwei Tonnen schweren Daewoo Rexton durch die Innenstadt und nahm dabei drei Menschen das Leben, darunter ein vierjähriges Kind. Außerdem wurden 36 weitere Personen, darunter zugleich Fußgänger und Radfahrer, teils schwer verletzt. Die Tat geschah gegen 12 Uhr mittags, als sich auf dem Hauptplatz eine große Veranstaltung abspielte.
Alen R. lenkte seinen SUV zwei Kilometer lang gezielt auf Passanten zu und fügte ihnen schwerste Verletzungen zu. Nach der Fahrt stieg er aus dem Fahrzeug und verletzte mit einem Messer zwei weitere Passanten, bevor er von der Polizei in der Schmiedgasse festgenommen wurde. Im Prozess, der 2016 stattfand, zeigte sich der Täter in einem weißen Anzug und erklärte, aus Angst gehandelt zu haben. Das Gericht hingegen stufte seine Tat als „geplanten Massenmord“ ein, was zu einer lebenslangen Haftstrafe führte.
Nachhaltige Auswirkungen der Amokfahrt
Über die Jahre blieb die Amokfahrt ein prägendes Ereignis für die Grazer Bevölkerung. Die Behörden verzeichneten über 100 direkt betroffene Personen, wobei viele überlebten, weil sie rechtzeitig ausweichen konnten. Der anschließende Gedenkgottesdienst in der Grazer Stadtpfarrkirche zog rund 500 Trauergäste an, und in der Herrengasse zündeten Tausende ein „Kerzenmeer“ an, um den Opfern zu gedenken. Einen Trauermarsch, an dem viele Teilnehmer teilnahmen und der vom damaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer angeführt wurde, gab es ebenfalls eine Woche nach der Tat.
Am 29. September 2016 wurde Alen R. schließlich schuldig gesprochen und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Kürzlich jedoch, am Ende September 2023, wurde er tot in seiner Einzelzelle in der Haftanstalt Stein in Niederösterreich aufgefunden, nachdem er in der Nacht auf den 23. September Suizid begangen hatte.
Rechtliche und psychologische Folgen
Die Amokfahrt wirft nicht nur ethische und gesellschaftliche Fragen auf, sondern hat auch rechtliche Dimensionen, die weit über den Fall von Alen R. hinausreichen. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 17. April 2018 legt dar, dass bei Amokläufen auch psychische Gesundheitsverletzungen von Polizeibeamten, die während solcher Einsätze leiden, rechtlich anerkannt werden können. Hierbei spielt der Zurechnungszusammenhang eine entscheidende Rolle, der auch bei vorsätzlichen schweren Gewaltverbrechen angenommen werden kann.
In einem Vorfall, der mit einer Amokfahrt in einer Berufsschule in Verbindung steht, wurde einem Polizeibeamten Schadensersatz aufgrund einer psychischen Gesundheitsbeeinträchtigung gewährt. Das BGH-Urteil betont, dass eine psychische Verletzung direkt auf einen Amoklauf zurückzuführen ist und somit Zurechnung für den Täter besteht. Solche Entscheidungen können wichtige Präzedenzfälle für zukünftige Fälle darstellen.
Die Geschehnisse in Graz und deren Folgen bleibe den Bürgern als Mahnmal im Gedächtnis. Während manche der direkten Auswirkungen der Tat bekannt sind, zeigen rechtliche Entwicklungen, dass die gesellschaftlichen und psychologischen Folgen weitreichend sind.
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Ort | Graz, Österreich |
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