Giro d'Italia: Radfahrer durchqueren erstmals den Vatikan!
Vatikanstadt, Italien - Die kommende Ausgabe des Giro d’Italia wird ein ganz besonderes Ereignis darstellen. Am 1. Juni 2024 wird die 21. und letzte Etappe des Traditionsrennens zum ersten Mal in der Geschichte den Vatikan passieren. Diese Durchquerung ist eine Hommage an Papst Franziskus, der am Ostermontag verstorben ist. Umberto Cairo, Vorsitzender des Rennveranstalters RCS, äußerte, dass der Tod von Papst Franziskus alle tief berührt hat und das Rennen daher einen besonderen emotionalen Kontext erhalten wird. Die Profis werden die Gärten des Vatikans durchqueren und durch die Porta del Perugino wieder verlassen, was diesem Rennen einen außergewöhnlichen Rahmen verleiht. Die Verbindung zwischen dem Giro d’Italia und dem Heiligen Stuhl hat eine lange Tradition.
Der erste Giro d’Italia begann am 13. Mai 1909 in Mailand, mit einer ersten Etappe, die von Mailand nach Bologna führte. Diese Strecke betrug 397 Kilometer und die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 28,090 km/h. Dario Beni gewann diese erste Etappe, während Giovanni Giolitti Premierminister war und Pius X. seit sechs Jahren Papst war. Interessanterweise verbot Pius X. Priestern die Nutzung von Fahrrädern, betrachtete sie jedoch als Sport für Laien. Diese ambivalente Haltung der Päpste zu Fahrrädern und Radsport setzte sich über die Jahre fort.
Ein historischer Kontext
In den Jahrzehnten folgten mehrere weitere Berührungspunkte zwischen dem Giro und dem Vatikan. Pius XII. empfing 1946 die Radfahrer nach dem Zweiten Weltkrieg, während bedeutende Persönlichkeiten wie Bartali und Coppi an diesem historischen Treffen teilnahmen. Ein weiteres wichtiges Ereignis fand 2000 statt, als Johannes Paul II. die Teilnehmer des Giro d’Italia empfing und über die Werte des Sports sprach. Benedikt XVI. zeigte ebenfalls Interesse, als er 2006 eine Steinplatte im Santuario Madonna del Ghisallo segnete.
Die Gründung des Vatikanstaates im Jahr 1929 gab der Kirche einen eigenständigen politischen Einfluss. Der Vatikan, der im Herzen Roms liegt, ist 44 Hektar groß und hat nicht nur spirituelle, sondern auch weltliche Macht. Als Zentrum der katholischen Kirche hat der Papst die Rolle des geistlichen Oberhauptes und weltlichen Herrschers inne. Diese einzigartige Stellung ermöglicht es ihm, die globalen Belange und die katholische Gemeinschaft in vielerlei Hinsicht zu beeinflussen. Im Laufe der Geschichte haben die Päpste oft politische Macht beansprucht und ihre Rolle im Weltgeschehen gespielt.
Der Vatikan und der Radsport
Die Bedeutung des Giro d’Italia geht über den Sport hinaus und spiegelt die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen wider. Mit den Lateranverträgen erhielt der Vatikan 1929 die Souveränität zurück, die ihm durch die italienische Einigung genommen worden war. Diese Verträge sorgten nicht nur für die Anerkennung des Vatikans als eigenständige Nation, sondern stärkten auch die Rolle des Papstes als internationalen Akteur. Heute haben der Vatikan und der Papst die Möglichkeit, den Radsport und seine Werte aktiv zu fördern, was sich auch im bevorstehenden Giro d’Italia zeigt.
Die anstehende Etappe durch den Vatikan wird somit nicht nur ein sportliches Highlight, sondern auch eine Würdigung eines Papstes, der die Herzen vieler berührt hat. Der Giro d’Italia bleibt in Erinnerung, auch als ein Symbol des Wandels und der hoffnungsvollen Verbindung zwischen Sport und Glauben.
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Ort | Vatikanstadt, Italien |
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