EZB senkt Leitzins erneut: Was bedeutet das für Ihre Kredite?

EZB senkt Leitzins auf 2% – 8. Senkung seit 2024. Auswirkungen auf Kreditnehmer und Sparer im Euro-Raum im Fokus.
EZB senkt Leitzins auf 2% – 8. Senkung seit 2024. Auswirkungen auf Kreditnehmer und Sparer im Euro-Raum im Fokus.

Eurozone, Europa - Am 5. Juni 2025 hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2 Prozent gesenkt. Dies stellt die achte Zinssenkung in Folge seit Juni 2024 dar und könnte weitreichende Konsequenzen für Kreditnehmer und Sparer haben. EZB-Präsidentin Christine Lagarde begründete diese Maßnahme mit dem Rückgang der Inflationsrate, die im Mai lediglich 1,9 Prozent betrug, und somit unter dem angestrebten Zielwert von 2 Prozent liegt. Die Zinssenkung führt vor allem zu niedrigeren monatlichen Raten für variabel verzinste Kredite, was viele Haushalte entlasten könnte.

Die Auswirkungen der Zinssenkung sind allerdings gemischt. Während Kreditnehmer von günstigen Bedingungen profitieren können, müssen Sparer mit einem Rückgang der Zinsen auf ihr Erspartes rechnen. Derzeit liegt das beste Sparzinsangebot bei 2,2 Prozent für einjährige Bindungen. Experten haben verschiedene Meinungen zur zukünftigen Zinspolitik. Gunter Deuber von Raiffeisen Research erwartet eine Zinspause bei der nächsten EZB-Sitzung im Juli und prognostiziert einen Leitzins zwischen 1,5 und 2 Prozent zum Jahresende. Tomasz Wieladek von T. Rowe Price sieht hingegen weiteren Senkungsbedarf, möglicherweise bis auf 1,25 Prozent. PGIM Fixed Income stimmt in den Chor ein und erwartet Zinssenkungen, jedoch nur unter 1 Prozent bei einer klaren Rezession.

Inflationsdynamik und Verbraucherverhalten

Der Rückgang der Inflationsrate im Euroraum könnte jedoch auch dazu führen, dass die EZB ihre Zinspolitik anpasst. Verbraucher berichten von einer spürbaren Teuerung im Alltag, während die Inflationserwartungen steigen. Bedeutende Einzelhändler wie Lidl und Aldi kündigen bereits Preissenkungen an, was eine Reaktion auf die steigenden Lebenshaltungskosten darstellt. Lidl spricht von der „größten Preissenkung aller Zeiten“ und reduziert die Preise von 500 Artikeln um bis zu 35 Prozent. Aldi plant ähnliche Maßnahmen für 1.000 Artikel, während auch andere Ketten wie Edeka und REWE aktiv werden.

Im Mai fiel die Gesamtinflation in der Eurozone auf 1,9 Prozent, jedoch bleiben die Nahrungsmittelpreise ein Problem. Diese steigen weiterhin, wobei die Teuerung bei Milch, Wurst und Schokolade über 3 Prozent liegt. Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und Geflügel zeigen sogar Teuerungsraten von über 4 Prozent. In Deutschland liegt die Inflationsrate bei 2,1 Prozent, was leicht über dem Eurozonen-Durchschnitt liegt. Ein Drittel der Bevölkerung fühlt sich durch fehlende Rücklagen bedroht und hat Sorgen über zukünftige Preisschwankungen.

Marktreaktionen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise sowie die Importpreise, die im April um 1,7 Prozent sanken, tragen ebenfalls zur Inflationssenkung bei. Verbraucher äußern, dass sie keine deutliche Entspannung bei den Preisen verspüren. Die steigenden Inflationserwartungen deuten auf ein fehlendes Vertrauen in die EZB hin. Viele Bürger erwarten Preissteigerungen von 3,1 Prozent in den nächsten 12 Monaten, was der höchste Wert seit über einem Jahr ist.

Die gegenwärtige Zinsentwicklung hat auch einen direkten Einfluss auf finanzielle Entscheidungen. Experten raten, Kreditangebote zu vergleichen und kurzfristige Kreditanträge zu stellen, um vom niedrigen Zinsniveau zu profitieren. Besonders bei Baufinanzierungen sind diese Aspekte entscheidend, da die Kreditsummen hoch und die Laufzeiten lang sind. Bei sinkenden Zinsen sollten Verbraucher ihre Anlagestrategien überdenken, um keine weniger vorteilhaften Angebote zu verpassen.

Die EZB wird voraussichtlich auch weiterhin Zinssenkungen in Betracht ziehen. Die Qualität der Geldpolitik könnte in den kommenden Monaten entscheidend davon abhängen, wie schnell die Verbraucher eine spürbare Entlastung bei der Teuerung erleben.

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte 5min, Tagesschau und Finanztip.

Details
Ort Eurozone, Europa
Quellen