Aufsichtsratswechsel bei Pierer Mobility: Zöchling geht, Bajaj steigt ein!

Stephan Zöchling scheidet aus dem Aufsichtsrat der Pierer Mobility AG aus, während sich der Konzern neu aufstellt.
Stephan Zöchling scheidet aus dem Aufsichtsrat der Pierer Mobility AG aus, während sich der Konzern neu aufstellt.

Österreich - Stephan Zöchling wird zum zentralen Akteur in der Umstrukturierung der Pierer Mobility AG, nachdem er am 27. Januar 2023 zum Aufsichtsratschef gewählt wurde. Seine Zeit im Aufsichtsrat endete jedoch vorzeitig am 23. Juni 2023, als er im Rahmen einer umfassenden Umstrukturierung, die nach einer kritischen Phase des Unternehmens eingeleitet wurde, aus dem Gremium ausschied. Während seiner Amtszeit hatte Zöchling dem Unternehmen wertvolle finanzielle Unterstützung gewährt, die entscheidend für die Rettung von KTM war. Diese Rettung erhielt durch ein Darlehen von 450 Millionen Euro von Bajaj Auto International Holdings B.V. zusätzliche Rückendeckung. Auch 150 Millionen Euro flossen, um Quotenverpflichtungen gegenüber den KTM-Gesellschaften zu erfüllen, nachdem Bajaj bereits 200 Millionen Euro in den Neustart der Produktion investiert hatte.

Am 22. Mai 2023 wurde bekannt, dass die Pierer Konzerngesellschaft mbH ihre umfassenden Kreditverbindlichkeiten gegenüber der Dabepo Holding von Zöchling vollständig zurückgezahlt hat. Diese Einigung war das Ergebnis einer einvernehmlichen Beendigung ihrer Geschäftsbeziehung. Bei der anstehenden Aufsichtsratswahl am 23. Juni werden neben Zöchling auch Rajiv Bajaj und Friedrich Roithner ausscheiden. Neu im Aufsichtsrat sind die Kandidaten Dinesh Thapar, Ernst Chalupsky und Ewald Oberhammer.

Kontroversen rund um Zöchling

Stephan Zöchling sah sich jedoch auch Kritik ausgesetzt, insbesondere durch seine geschäftlichen Aktivitäten in Russland während des Ukraine-Kriegs. Zóchling übernahm dort erst kürzlich Vermögenswerte der ehemaligen Sberbank Europe AG, was in Anbetracht der geopolitischen Lage Fragen aufwirft. In den 2000er Jahren war Zöchling in Russland aktiv und baute bedeutende Beziehungen zu mächtigen Akteuren auf, darunter Herman Gref, der CEO von Sberbank Russland.

Die Verbindung zu russischen Wirtschaftsinteressen bleibt ein umstrittenes Thema. Zöchling war auch in der Automotive-Sparte des russischen Oligarchen Oleg Deripaska aktiv, was seine geschäftlichen Verstrickungen in der Region weiter kompliziert.

Perspektiven auf die Zukunft

Die Möglichkeit, dass Zöchling Siegfried Wolf, den ehemaligen Magna-Chef, möglicherweise in einem Konsortium ersetzen könnte, birgt zusätzliches Konfliktpotenzial. Wolf steht aufgrund seiner Verbindungen zu Russland und seiner Rolle in der Eurofighter-Affäre unter massiver Kritik, die er bestreitet. Der derzeitige Umbruch in der Pierer Mobility AG könnte somit in einem Umfeld stattfinden, das bereits von Spannungen geprägt ist.

Die Umstrukturierungen innerhalb der Pierer Mobility AG und die damit verbundenen Veränderungen im Aufsichtsrat läuten eine neue Ära ein, in der entscheidende Weichen für die Zukunft des Unternehmens gestellt werden müssen. Die Entwicklungen rund um die Eigentumsverhältnisse, die sich voraussichtlich bis Mai 2026 hinziehen, werden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Während Bajaj Auto als möglicher neuer Alleineigentümer der Pierer Bajaj AG agiert, bleibt die wirtschaftliche und politische Relevanz von Akteuren wie Zöchling und seiner Verbindungen weiterhin ein spannendes Thema, das nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch darüber hinaus Diskussionen anregen wird.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Österreich
Quellen