Ukrainische und russische Kriegsgefangene: Groß-Austausch in Istanbul!

Ukraine und Russland einigen sich in Istanbul auf Gefangenenaustausch und temporäre Waffenruhe. Tausende Soldaten und Leichname betroffen.
Ukraine und Russland einigen sich in Istanbul auf Gefangenenaustausch und temporäre Waffenruhe. Tausende Soldaten und Leichname betroffen.

Istanbul, Türkei - In Istanbul haben die Ukraine und Russland einen bedeutenden Austausch von Kriegsgefangenen vereinbart. Während das Hauptaugenmerk auf schwer verletzten und schwer kranken Kriegsgefangenen sowie jungen Soldaten im Alter von 18 bis 25 Jahren liegt, haben beide Seiten auch die Rückführung insgesamt von 6.000 Leichnamen getöteter Soldaten beschlossen. Dieser Austausch folgt einem Prinzip, das als „alle gegen alle“ bekannt ist, und könnte als einer der größten seit Beginn des russischen Angriffskriegs gelten, wie vol.at berichtet.

Darüber hinaus wurde eine temporäre Waffenruhe von zwei bis drei Tagen vereinbart, um die Bergung der Toten zu ermöglichen. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow äußerte den Wunsch nach Folgegesprächen bis Ende Juni. Ein Treffen zwischen Selenskyj und Putin auf höchster Ebene wird ebenfalls angestrebt, während unter anderem der türkische Präsident Erdogan die Hoffnungen auf ein baldiges Treffen nicht verhehlt. Die Gespräche in Istanbul sind die zweiten direkten Verhandlungen seit Mai und fanden in einem angespannten Kontext statt, nach einem ukrainischen Drohnenangriff auf russische Militärflugplätze.

Eckpunkte des Abkommens

  • Das Austauschprinzip ist „alle gegen alle“.
  • Ziel ist der Austausch von mindestens 1.000 Kriegsgefangenen pro Seite.
  • Zusätzlicher Austausch von 6.000 Leichnamen vereinbart.
  • Vorgesehene Waffenruhe von zwei bis drei Tagen zum Bergen der Toten.

Im Vorfeld dieses Treffens hatten beide Seiten ihre Angriffe massiv ausgeweitet. So führte die Ukraine einen Schlag gegen Russlands strategische Bomberflotte aus. Auf der anderen Seite wurde nach dem Treffen in Istanbul bekannt, dass Russland ein Dokument zur Waffenruhe übergeben hat, das jetzt von Kiew geprüft wird. Obwohl keine umfassende Waffenruhe vereinbart wurde, gab es Vorschläge beider Seiten über mögliche zukünftige Friedensverhandlungen. Die Ukraine forderte dabei eine bedingungslose Waffenruhe für 30 Tage, was Russland mit Bedingungen verknüpfen möchte.

Die Situation der Kriegsgefangenen

Der Austausch von Kriegsgefangenen ist ein zentrales Thema im humanitären Völkerrecht, das in den Genfer Abkommen geregelt ist. Die Rechte und der Schutz von Kriegsgefangenen sind dem Dritten Genfer Abkommen von 1949 untergeordnet, welches detaillierte Regeln für ihre Behandlung und Freilassung festlegt. Nach diesem Abkommen müssen Kriegsgefangene menschlich behandelt werden und dürfen nicht wegen ihrer Teilnahme an Feindseligkeiten belangt werden. Ihre Inhaftierung soll verhindern, dass sie weiterhin am Konflikt teilnehmen, und sie müssen nach Beendigung der Feindseligkeiten unverzüglich freigelassen werden, wie das ICRC erläutert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die über 19.500 ukrainischen Minderjährigen, die als aus eroberten Gebieten deportiert gemeldet werden. Der Internationale Strafgerichtshof hat bereits Haftbefehle gegen Putin und die russische Kinderbeauftragte wegen der Verschleppung ukrainischer Kinder erlassen. Russland zeigte sich skeptisch gegenüber den ukrainischen Zahlen und behauptete, die Kinder seien vor Kampfhandlungen gerettet worden.

Insgesamt zeigen die jüngsten Entwicklungen in Istanbul, dass die humanitäre Lage weiterhin angespannt bleibt und die Verhandlungen über Kriegsgefangene und eine mögliche Waffenruhe von entscheidender Bedeutung für eine zukünftige Lösung des Konflikts sind.

Details
Vorfall Kriegsgefangenen Austausch
Ort Istanbul, Türkei
Quellen