Alarmierende Hitzewelle im Mittelmeer: Gefährdet sie die Meereswelt?

Extreme Hitzewelle im Mittelmeer 2025: Hohe Temperaturen gefährden marine Ökosysteme und beeinflussen Wetterdynamik.
Extreme Hitzewelle im Mittelmeer 2025: Hohe Temperaturen gefährden marine Ökosysteme und beeinflussen Wetterdynamik. (Symbolbild/DNAT)

Alarmierende Hitzewelle im Mittelmeer: Gefährdet sie die Meereswelt?

Westliches Mittelmeer, Mittelmeerraum - Im westlichen Mittelmeer hat eine extreme Hitzewelle die Temperaturen an die Grenzen getrieben. Laut dem Meteorologen Fabian Ruhnau von Kachelmannwetter liegen die Oberflächentemperaturen mehr als fünf Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt. Diese außergewöhnlichen Werte sind für diese Jahreszeit nicht typisch, was ein Badegast in Marseille deutlich anmerkte: „Es sollte zu dieser Jahreszeit kühler sein“. Diese Situation wird durch Satellitenkarten des Copernicus Erdbeobachtungsdienstes bestätigt, die keine höheren Abweichungen anzeigen. Die Katalysatoren dieses Phänomens sind vielfältig und betreffen nicht nur die Temperaturen, sondern auch die gesamte marine Ökologie.

Das spanische Zentrum für Meeresforschung (CEAM) weist darauf hin, dass das Balearische Meer seit November 2024 in einer nahezu permanenten marinen Hitzewelle (MHW) steckt. Die lokalen Zustände werden als „extrem“ eingestuft, und dies hat schwerwiegende Auswirkungen auf marine Ökosysteme, insbesondere für wärmeempfindliche Arten wie Korallen. Die veränderten Meeresbedingungen führen zudem dazu, dass sich viele tiefenverbreitete Organismen, wie etwa Korallen und Gorgonien, in wärmere Gewässer zurückziehen oder gar verschwinden. Dies gefährdet nicht nur die Artenvielfalt, sondern hat auch Folgen für die Nahrungsmittelversorgung und die Freizeitgestaltung, etwa durch Fischerei und Tourismus.

Folgen für marine Ökosysteme

Die Ökosysteme des Mittelmeers haben sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund des Klimawandels stark verändert. Populationen von Meeresorganismen in flacheren, wärmeren Gewässern sind verschwunden, was zu lokalem Aussterben vieler Arten geführt hat. Damit wird der felsige Boden, der für Korallen und Gorgonien notwendig ist, durch weiche Böden wie Sand und Kies ersetzt. Diese Entwicklungen haben teils irreversible Auswirkungen auf die marine Biodiversität.

Marine Hitzewellen, die durch eine langanhaltend hohe Wassertemperatur gekennzeichnet sind, führen nicht nur zu einem Anstieg der Mortalität bei Organismen, die bereits am oberen Ende ihres Temperaturbereichs leben, sondern beeinträchtigen auch die Primärproduktion. Dies wiederum verringert die Nahrungsverfügbarkeit, was dramatische Folgen für das gesamte Ökosystem nach sich zieht. Schlüsselspezies wie Korallen sind besonders betroffen und können sich oft jahrelang nicht von Hitzewellen erholen, ein Risiko, das der Weltbiodiversitätsrat beziffert: Bei einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad könnten 70 bis 90 Prozent der Korallen verloren gehen.

Auswirkungen auf Wetterverhältnisse

Die erhöhten Meerestemperaturen beeinflussen nicht nur die marine Flora und Fauna, sondern auch die Wetterdynamik über dem Festland. Ein Anstieg um ein Grad Celsius bewirkt eine um sieben Prozent höhere Wasserdampfkapazität der Luft, was Starkregenereignisse begünstigen kann. Dieser Zusammenhang wurde im Copernicus-Jahresbericht belegt, der eine 4,9-prozentige Erhöhung der gesamten Wasserdampfmenge in der Atmosphäre seit dem Vergleichszeitraum von 1991 bis 2020 aufzeigt. Vergleichswerte aus den Jahren 2016 und 2023 sind deutlich niedriger, womit das Jahr 2024 ein extremes Wetterjahr in Europa darstellt, gekennzeichnet von starken Überschwemmungen in Regionen wie Valencia und Niederösterreich.

Während die Herausforderungen, die marine Hitzewellen mit sich bringen, immer drängender werden, ist der erste Schritt zur Rettung der Ökosysteme im Mittelmeer klar: Ein Stopp der irrationalen Wachstums- und Treibhausgasemissionen ist unerlässlich. Ohne Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen sind weitere Anstrengungen zur Erhaltung der Meeresökosysteme ineffektiv. Lokale Initiativen, wie die Reduzierung unkontrollierter Küstenentwicklung und Überfischung, sowie die Schaffung gut verwalteter Meeresschutzgebiete können wichtige Schritte zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der marinen Ökosysteme darstellen.

Die Berichte und die wissenschaftlichen Studien unterstreichen die Notwendigkeit einer langfristigen Überwachung der Ökosysteme, um die Auswirkungen des Klimawandels präzise zu beurteilen und effektive Bewirtschaftungs- und Erhaltungsstrategien zu entwickeln.

vienna.at
sciencemediacenter.de
deutschlandfunk.de

Details
OrtWestliches Mittelmeer, Mittelmeerraum
Quellen