Aufschrei um Raps: Landwirtschaft fordert Rückkehr giftiger Pestizide!

Niederösterreich, Österreich - Die Diskussion um den Einsatz von Neonikotinoiden in der Landwirtschaft nimmt an Schärfe zu. Am 26. Mai 2025 äußerte die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 ernste Bedenken über die Forderung der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, eine Ausnahme für diese Insektizide vom EU-weiten Verbot zu gewähren. Die Kammer argumentiert, dass rückläufige Rapsernten und eine verringerte Verfügbarkeit von Raps für Speiseöl, Tierfutter und Biokraftstoffe nur durch den Einsatz von Neonikotinoiden ausgeglichen werden können. Laut GLOBAL 2000 gefährden jedoch diese Pestizide, die als bienengefährlich gelten, die Bestäuberinsekten und sind daher mit nachhaltiger Landwirtschaft unvereinbar.
Helmut Burtscher-Schaden, Umwelt-Chemiker bei GLOBAL 2000, kritisierte die Landwirtschaftskammer scharf, indem er betonte, dass deren Interessen anscheinend stärker mit denen der chemischen Industrie als mit den Belangen der Landwirtinnen und Landwirte identifiziert seien. Raps spielt eine bedeutende Rolle während seiner Blütezeit als Nahrungsquelle für Honigbienen und andere Bestäuber. Die Verwendung von Neonikotinoiden macht diese Pflanzen jedoch zu einer Bedrohung für die Insektenpopulationen, die für die Bestäubung unentbehrlich sind.
Risiken von Neonikotinoiden
Neonicotinoide zählen zu den am häufigsten verwendeten Insektiziden weltweit und stehen wegen ihrer schädlichen Auswirkungen auf Bienen stark in der Kritik. In Deutschland sind mittlerweile vier von fünf Neonikotinoiden verboten, und die Anwendung in Raps ist seit 2013 untersagt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die Schädlichkeit dieser Insektizide für Wild- und Honigbienen bestätigt. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass diese Stoffe nicht nur die Nervensysteme von Insekten schädigen, sondern auch deren Fortpflanzung und Orientierung beeinträchtigen.
Die Debatte über die Verwendung von Neonikotinoiden ist nicht neu. Bereits im Jahr 2013 wurde auf EU-Ebene eine Einschränkung ihrer Nutzung beschlossen, und ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 6. Mai 2021 bestätigte die Teilverbote für Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam. Diese Substanzen dürfen nur noch in Notfällen eingesetzt werden. Angesichts der immer wieder auftretenden Hinweise auf die Schädlichkeit zeichnet sich eine klare Forderung der Umweltschützer ab: ein generelles Verbot von Neonicotinoiden und ähnlichen Pestiziden, um die Artenvielfalt und das Ökosystem zu schützen.
Langfristige Auswirkungen auf die Biodiversität
Die schädlichen Auswirkungen von Neonikotinoiden beschränken sich nicht nur auf Bienen. Studien aus Großbritannien dokumentieren massiven Verlust bei Wildbienen, und in Nordkalifornien ist eine Abnahme der Schmetterlingsarten zu verzeichnen, die mit der Zulassung dieser Insektizide korreliert. Die Gefährdung der Bestäuber hat direkte Folgen für die Landwirtschaft, da ein Rückgang der Bestäuberpopulationen langfristig auch die Erträge gefährden könnte.
GLOBAL 2000 weist zudem auf die Problematik von Ewigkeits-Chemikalien hin, die Grundwasser und landwirtschaftliche Produkte kontaminieren können. Kürzlich wurde eine flächendeckende Belastung von österreichischem Wein mit der PFAS-Chemikalie Trifluoracetat (TFA) festgestellt, was die Dringlichkeit der Debatte um den verantwortungsvollen Umgang mit chemischen Substanzen in der Landwirtschaft verdeutlicht.
In Anbetracht dieser Risiken bleibt abzuwarten, wie die Politik auf die Petition der Landwirtschaftskammer reagieren wird und ob ein Umdenken im Umgang mit Neonikotinoiden und anderen schädlichen Pestiziden stattfinden kann.
Details | |
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Vorfall | Umwelt |
Ursache | Rückläufige Rapsernten, verringerte Verfügbarkeit von Raps für Speiseöl, Tierfutter und Biokraftstoffe |
Ort | Niederösterreich, Österreich |
Quellen |