In Wien wird ein bemerkenswertes Projekt zur Rückgewinnung eines wertvollen Rohstoffs aus Klärschlamm ins Leben gerufen. Die neue Trocknungsanlage von Wien Energie in Simmering, die am Montag offiziell eröffnet wurde, hat das Potenzial, Phosphor aus Abfällen zu extrahieren. Dieses Element spielt eine entscheidende Rolle als Düngemittel für die Landwirtschaft und wird bislang hauptsächlich importiert, unter anderem aus dem umstrittenen Gebiet in der Westsahara.
Das Konzept ist simpel, aber effektvoll: Abfälle, die zunächst in Kläranlagen landen, enthalten wertvolle Ressourcen, die clever genutzt werden können. Der Klärschlamm, der zu 96 Prozent aus Wasser besteht, wird zuerst getrocknet. So bleibt eine bröckelige Masse übrig, die nur noch 10 Prozent Wasser enthält und somit effizienter verbrannt werden kann, anstatt auf Deponien zu landen.
Nicht nur Müll, sondern ein Wertstoff
Der Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) und der Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) hoben die Bedeutung dieses Vorhabens hervor. „Nichts wird weggeworfen“, betonte Czernohorszky und verwies darauf, dass Wien mit dieser Anlage in der europäischen Vorreiterrolle ist. Nur Hamburg ist in der Phosphorrückgewinnung einen Schritt weiter.
Das Projekt sieht vor, jährlich bis zu 3200 Tonnen Phosphor zu gewinnen, was ausreichen könnte, um den Bedarf der Wiener und niederösterreichischen Bevölkerung zu decken. Noch ist jedoch ein wichtiger Schritt erforderlich: Die geplante Phosphor-Recycling-Anlage, deren Ausschreibung frühestens in zwei Jahren erwartet wird. Ab 2033 wird die Rückgewinnung von Phosphor durch die neue Abfallverbrennungsverordnung für kommunale Kläranlagen verpflichtend.
Ein weiterer interessanter Aspekt dieser Initiative ist die intelligente Energieerzeugung. Bereits seit 2020 wird das während der Vergärung des Klärschlamms entstehende grüne Gas für die Stromproduktion genutzt. Diese nachhaltige Energieversorgung unterstützt nicht nur die Abwasserreinigung, sondern kann auch ins Stromnetz eingespeist werden.
Zusätzlich wird seit 2023 eine Großwärmepumpe betrieben, die inzwischen 56.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt, mit dem Ziel, die Kapazität bis 2027 zu verdoppeln. Karl Gruber, Geschäftsführer von Wien Energie, betonte, dass die Phosphorrückgewinnung ein wichtiger Schritt in die Richtung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sei. Mit dieser Vorgehensweise könne Wien nicht nur die Abhängigkeit von Rohstoffimporten verringern, sondern zudem einen Beitrag zur Reduktion von Abfall leisten und Ressourcen für zukünftige Generationen sichern.
Das Konzept dieser Anlage ist ein perfektes Beispiel für Kreislaufwirtschaft. Anstatt Abfälle einfach zu entsorgen, wird deren Wert erkannt und genutzt. Die Wiener Trocknungsanlage könnte mit ihrer innovativen Vorgehensweise nicht nur die lokale Landwirtschaft unterstützen, sondern auch einen nachhaltigen Einfluss auf die Ressourcennutzung in der gesamten Region haben.
Wer mehr über die Details dieses interessanten Projekts erfahren möchte, kann dies hier nachlesen.