In Wien sorgt eine alarmierende Zahl von Erstklässlern für besorgte Bürger und Bildungsexperten. Eine aktuelle Anfrage der „Standard“ zeigt, dass fast die Hälfte dieser Schüler nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt, um dem Unterricht folgen zu können. Von insgesamt 18.722 Kindern, die zu Beginn des Schuljahres 2022/2023 eingeschult wurden, haben 8.342, das entspricht 44,6 Prozent, einen sogenannten „außerordentlichen Status“.
Besonders auffällig ist, dass 61 Prozent dieser Schüler in Österreich geboren wurden. Das bedeutet, dass der Anstieg in der Anzahl der Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen nicht allein auf die Flüchtlingsströme aus Kriegsgebieten zurückzuführen ist. Christoph Wiederkehr (NEOS), der Bildungsstadtrat, erläuterte, dass viele Kinder aufgrund ihrer Mangel an Sprachkompetenz als außerordentliche Schüler eingestuft wurden. Es ist auch interessant zu bemerken, dass während der letzten Schuljahre die Quote der Schüler mit diesem Status von etwa 36 Prozent auf bisher unvergleichliche 44,6 Prozent gestiegen ist.
Kritik und Maßnahmen für bessere Sprachförderung
Die Reaktionen auf diese beunruhigenden Zahlen waren heftig. Politiker der Wiener FPÖ und ÖVP äußern scharfe Kritik am Bildungsstadtrat Wiederkehr. Dominik Nepp, der FPÖ-Chef, stellte fest, dass der Bildungsbereich seit Jahren versage. Er fordert verbindliche Sprachscreenings für Kinder im Alter von vier Jahren sowie strengere Konsequenzen für Eltern, deren Kinder nicht ausreichend Deutsch sprechen können.
Die Situation ist in einigen Bezirken besonders gravierend, wobei der Anteil an Erstklässlern mit mangelhaften Deutschkenntnissen in Wien-Margareten mit 73,8 Prozent am höchsten ist. Darüber hinaus verlangt die ÖVP umfassende Maßnahmen, einschließlich verpflichtendem Kindergartenbesuch für Kinder mit Deutschförderbedarf ab drei Jahren und eine verbesserte Qualität in der Kindergartenförderung.
Die Grünen schieben die Verantwortung nicht nur der aktuellen Regierung zu. Unter den früheren Koalitionen, in denen sie ebenfalls eine Rolle spielten, wurde das Thema der Sprachförderung im Kindergarten nicht ausreichend adressiert. Sie fordern nun mehr feste Sprachförderkräfte in den Kindergärten und eine bessere Durchmischung der Schüler in den Schulen.
In Reaktion auf diese Probleme hat Wiederkehr angekündigt, dass die Zahl der kostenlosen Sommerdeutschkurse von 3.900 auf 4.900 erhöht wird, wovon 400 Plätze speziell für Vorschulkinder vorgesehen sind. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, die Sprachkenntnisse der betroffenen Kinder vor Schulbeginn zu verbessern.
Zusätzlich wurde erneut die Idee eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres auf den Tisch gelegt, eine Forderung, die zunehmend von verschiedenen politischen Parteien unterstützt wird. Allerdings bekräftigte die SPÖ, dass für eine solch umfassende Reform auch die notwendige finanzielle Unterstützung vorhanden sein muss.
Insgesamt sind die aktuellen Entwicklungen im Wiener Bildungssystem ein klares Zeichen dafür, dass dringender Handlungsbedarf herrscht, um den Anforderungen der multikulturellen Gesellschaft gerecht zu werden. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, welche konkreten Schritte unternommen werden, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Weitere Details zu den aktuellen Entwicklungen finden sich in dem Artikel auf www.kleinezeitung.at.
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