Wien-Leopoldstadt

Lokaljournalismus im Wandel: Die Rolle der Bezirkszeitung in Wien

"Unglaubliche 25.000 Menschen protestierten letzte Woche in Wien gegen eine mögliche FPÖ-Regierung – der Widerstand ist stärker denn je!"

In den letzten Monaten ist die Berichterstattung durch die Bezirkszeitung „im blick“ in Wien in den Fokus gerückt. Diese Zeitung wird regelmäßig an Haushalte in den Bezirken Donaustadt, Simmering und Leopoldstadt verteilt und beschreibt sich selbst als „parteipolitisch unabhängig“. Tatsächlich werfen jedoch eine Reihe von Beobachtungen Fragen zur Objektivität ihrer Berichterstattung auf, da die meisten Artikel über lokale Politiker der SPÖ berichten und die kritische Reflexion über andere politische Parteien oft auf der Strecke bleibt.

Die Verbindung zwischen der Bezirkszeitung und der Sozialdemokratischen Partei ist eng. Dies wird besonders deutlich durch die Anzahl der Berichte und Fotos, die SPÖ-Politiker zeigen. Laut den aktuellen Ausgaben erscheinen in der „Donaustadt im Blick“ bis zu zehn Fotos des Bezirksvorstehers Ernst Nevrivy und anderer SPÖ-Vertreter. Währenddessen kommen Politiker anderer Parteien, z.B. der Neos, nur sporadisch vor und erhalten in der Regel nur am Ende der Publikation eine Erwähnung.

Wachsende Zweifel an der Unabhängigkeit

Bereits seit über 40 Jahren ist die „Donaustadt im Blick“ ein Teil des medialen Lebens im Bezirk. Bei einem Eigentümerwechsel Ende 2022 wurde die Zeitung jedoch Teil der MAFI Medien OG, die selbst mit der SPÖ verbunden ist. Die Zeitung hat eine Gesamtauflage von etwa 150.000 Exemplaren und wird kostenlos an alle Haushalte verschickt. Das lässt sich nicht leugnen, dass die kommunale Öffentlichkeit stark beeinflusst wird durch die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden.

Kurze Werbeeinblendung

Die Stadt Wien hat im Jahr 2023 für die Werbung in dieser und verwandten Publikationen 9.624,81 Euro ausgegeben. Dabei ist auffällig, dass viele der Inserate durch die SPÖ gefördert werden. In einem Jahresvergleich gab die Stadt in der Vorjahresperiode sogar über 25.000 Euro für Anzeigen in der Bezirkszeitung „Unser Brigittenau“ aus, die ebenfalls eine enge Verbindung zur SPÖ hat. Diese Tatsache führt zu Misstrauen in Bezug auf die tatsächliche Unabhängigkeit der Berichterstattung.

Ein weiteres Indiz für die parteinahe Berichterstattung liefert die Analyse der Seiteninhalte. Die aktuelle Ausgabe hat nur einen sehr geringen Raum für kritische Berichte, und die Stimme der Opposition wird kaum wahrgenommen. Die dominante Präsenz von SPÖ-Politikern und die überwiegend positive Berichterstattung über deren Aktivitäten schafft den Eindruck einer propagandaähnlichen Informationsstrategie.

Die Diskussion über die Macht und Einfluss von kommunalen Medien ist nicht neu, gewinnt jedoch durch die aktuelle politische Situation in Österreich an Bedeutung. Die Unzufriedenheit über die Berichterstattung könnte, in einer Zeit, in der die FPÖ bei den Wahlen stark abgeschnitten hat, auch zu stärkeren Protesten führen. Die Anwohner sind besorgt, dass eine derartige Berichterstattung nicht nur die öffentliche Wahrnehmung beeinflusst, sondern auch die politische Diversität und die Möglichkeit, verschiedene Meinungen zu hören, einschränkt.

Die Problematik der Medienunabhängigkeit erfordert eine tiefere Diskussion über die Rolle der Lokalzeitungen in der Politik. In vielen Fällen sind diese Publikationen die einzige Informationsquelle für die Anwohner und haben daher ein erhebliches Gewicht. Eine eingehende Betrachtung der Hintergründe und der finanziellen Verhältnisse finden Sie hier.

Quelle/Referenz
falter.at

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