Die Telekom-Branche in Österreich gibt Alarm: Der Standort verliert im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zusehends an Attraktivität. Um wettbewerbsfähiger zu werden, fordern die Vertreter der Branche von der kommenden Regierung, eine umfassende Digitalisierung in Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben.
Österreich steht vor einer bedeutenden Herausforderung. Die heimische Wirtschaft soll wieder Wachstum generieren, doch damit einher geht die Notwendigkeit, ein sich vergrößerndes Budgetdefizit zu bewältigen. Diese Aufgaben müssen mit einer immer kleiner werdenden Anzahl an Mitarbeitern in den öffentlichen Verwaltungen bewältigt werden. Die Telekom-Branche sieht hierbei eine der größten Probleme in der bevorstehenden Halbierung der Beamtenzahl, die durch Pensionierungen bis 2035 entstehen könnte. Branchenvertreter mahnen zur Eile: Der Staat drohe, einige seiner wesentlichen Aufgaben nicht mehr erfüllen zu können.
Investitionen und Digitalisierung
Besonders besorgt sind die Vertreter der Digitaloffensive über die Auswirkungen unzureichender Digitalisierung auf die Bereiche Gesundheit und Pflege. Ohne entsprechende Maßnahmen könnte die flächendeckende Versorgung gefährdet sein. Zudem wird der Ausbau der digitalen Identität als essentiel erachtet. Bei Investitionen in Höhe von 200 Millionen Euro jährlich könnte das digitale Amt einen Nutzen von über einer Milliarde Euro erwirtschaften.
Michael Zettel, Chef von Accenture Österreich, weist darauf hin, dass Österreich im internationalen Vergleich im Bereich E-Government Rückschritte gemacht hat. Neben der digitalen Identität sind Verbesserungen bei Unternehmensserviceportalen sowie beim Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen von großer Bedeutung. Laut Zettel würde sich der Nutzen größerer Investitionen in diesen Bereichen mehrfach rentieren.
Infrastruktur und Investitionsklima
Ein weiterer Aspekt ist die notwendige Stärkung der digitalen Infrastruktur. Thomas Arnoldner, Vizechef der A1 Group, betont, dass Investitionen an gute Rahmenbedingungen gebunden sind. Internationale Unternehmen ziehen es vor, dort zu investieren, wo sie auch einen wirtschaftlichen Gewinn erzielen können. Die aktuellen Bedingungen in Österreich bieten nicht die gewünschte Rechtssicherheit, und die Regelungen für die Digitalbranche seien häufig überladen.
Der Breitbandausbau wird in erster Linie von privaten Unternehmen vorangetrieben. Arnoldner stellt klar, dass staatliche Förderungen an anderer Stelle möglicherweise effektiver eingesetzt werden könnten.
Die Telekom-Branche hat der kommenden Regierung ein umfangreiches Forderungspaket übergeben. Dazu gehören der Abbau von Bürokratie, Investitionen in die Cyber-Sicherheit und die Förderung von europäischer Rechenleistung. Die Branche möchte, dass Digitalisierung in der neuen Regierung eine zentrale Rolle einnimmt.