In Wien-Brigittenau herrscht am Montagmorgen ein frostiges Klima. Trotz der kalten Temperaturen hat die Sonne Schwierigkeiten, die Kälte des letzten Nachts zu vertreiben. Auf dem Dach eines historischen Gebäudes bereiten sich Sven und Mirko, zwei Handwerker, auf ihren Arbeitstag vor. Ihre Seilsicherungen sind bereit, um die nötige Sicherheit zu gewährleisten, während sie in schwindelerregenden Höhen von etwa zwanzig Metern auf dem steilen, schrägen Dach balancieren. Diese „Green Jobs“ sind Teil der wachsenden Initiative zur Energiewende, doch die Arbeit ist alles andere als einfach.
Die beiden Handwerker, die sich selbst als „Eco Roof Master“ bezeichnen, engagieren sich aktiv im Bereich Klimaschutz. Trotz der ansprechenden Titel, die auf der Werbeseite für ökologische Berufe vergeben wurden, wie „Green Energy Magician“ für Elektriker oder „Eco Pipe Ninja“ für Heizungsinstallateure, steht hinter diesen modernen Bezeichnungen vor allem harte Arbeit. Das große Interesse an diesen Berufen spiegelt sich in den Einstiegsgehältern wider, die zwischen 1.700 und 2.000 Euro netto liegen. Dennoch müssen sich die neuen „Umweltkrieger“ auch der physischen Herausforderung stellen.
Die harte Realität der Montagen
Der erste große Arbeitsschritt besteht darin, die Materialien auf das Dach zu transportieren. Sven und Mirko haben es mit sperrigen Montageschienen für Photovoltaikmodule zu tun, die viel länger sind als der Lift hier in diesem Gebäude. Der einzige Ausweg: Ein Seilzug, der das Material direkt auf das Dach befördert. Wenn die großen Module, die 21 Kilo wiegen, aufs Dach gebracht werden, muss das Team sie zu Fuß tragen – nicht gerade eine leichte Aufgabe.
Sven berichtet, dass er manchmal über eine Tonne Material pro Tag bewegt. Zumindest ringt er der Herausforderung keine viel zu große Bedeutung ab. Sein Chef Max kann die körperliche Belastung indes gut einschätzen: „Es geht immer mehr auf den Körper“, sagt er. Vor allem bei Jobs auf schrägen Dächern ist die Belastung groß, was sich auch schnell auf Rücken und Muskulatur auswirken kann.
Die tägliche Routine ist hart. Um mit ihrer Arbeit fortzufahren, müssen Sven und Mirko zuerst Ziegel abmontieren und dann wieder anbringen, was fast hundertmal wiederholt wird. Diese Bewegung ist besonders schmerzhaft und lässt bei Mirko nach zwei Tagen die Alarmglocken läuten, als er sich gebeugt aus der Baustelle schleleppt – eine Nervenentzündung wird als Diagnose festgestellt.
Die Herausforderungen im Elektriker-Handwerk
Nicht viel einfacher hat es Günther, der als „Green Energy Magician“ ebenfalls auf der Baustelle beschäftigt ist. Während er die notwendige Technik installiert, muss er eine massive 70-Kilo-Batterie über eine Wendeltreppe transportieren – ein Kraftakt, den er aber, wie er es lakonisch ausdrückt, „jongliert“. Zudem braucht er ausgezeichnete Softwarekenntnisse, weil alle Geräte miteinander kommunizieren müssen, damit der erzeugte Sonnenstrom optimal verwendet werden kann.
Es wird auch deutlich, dass viele Handwerksberufe weit weniger bekannt sind, als man vielleicht annehmen würde. Max sagt: „Viele wissen gar nicht, was da auf sie zukommt“. Bessere Informationsangebote für Schüler:innen in Polytechnischen Schulen wären notwendig, um ihnen die realen Anforderungen und Herausforderungen der Berufe zu verdeutlichen. Es sei wichtig, diese Berufe nicht nur neu zu benennen, sondern auch die tatsächliche Arbeit zu kommunizieren, die dahintersteckt.
Selbst nach Tagen und durch körperliche Strapazen kann die Montage der Photovoltaikmodule kaum zum Abschluss kommen. Harte Winde machen den Arbeitern das Leben schwer und tragen zur Verzögerung bei. Die Module, die sie montieren, haben eine große Angriffsfläche, was bei Sturm gefährlich werden kann. Im Winter ist die Kälte ein zusätzlicher Feind; dennoch arbeiten die Monteure das ganze Jahr über und wappnen sich gegen die Elemente.
Die Männer müssen sich ständig anpassen, doch die Veränderungen in der Branche bringen auch Herausforderungen mit sich. Max bemerkt, dass „ein großer Teil der Lehrlinge einfach nicht durchhält“. Der Druck, der von erfahrenen Monteuren auf die Lehrlinge ausgeübt wird, kann anfangs überfordern. Ähnlich wie Max, der auf die Herausforderungen seiner eigenen Lehre zurückblickt, wissen viele, wie hart das Handwerk sein kann und was es wirklich bedeutet, „Green Jobs“ auszuüben.
Am vierten Tag sind die Monteure schließlich bereit, die Installation des Systems abzuschließen. Dank des persönlichen Einsatzes von Max gelingt es ihnen, die Module zu fixieren und alle nötigen Kabel zu verlegen. Die Glücksgefühle über den terminlichen Abschluss blendet jedoch nicht über die Schmerzen und Herausforderungen, die jeder Arbeitstag mit sich bringt. Man könnte sagen, dass die viele Arbeit hinter den „Eco Roof Masters“ alles andere als ein Spiel ist.
Für weitere detaillierte Informationen über die Herausforderungen und die Realität von „Green Jobs“ im Klimaschutz, siehe den aktuellen Artikel auf www.wienerzeitung.at.
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