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Im Rahmen einer faszinierenden Tagung, die am 25. und 26. Oktober an der Universität Bukarest stattfand, kam es zu einem besonderen kulturellen Ereignis. Der österreichische Autor Hans Platzgumer trat auf und las aus seinem neuen Roman „Die ungeheure Welt in meinem Kopf“. Dieses literarische Highlight wurde in Zusammenarbeit mit der Österreich-Bibliothek „Hugo von Hofmannsthal“ und dem Österreichischen Kulturforum Bukarest organisiert, anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Bibliothek.
Die Lesung, die von Prof. Dr. Gabriel Horațiu Decuble moderiert wurde, bot nicht nur spannende Einblicke in Platzgumers Werk, sondern auch in seine persönliche Reise durch das Leben und die Kunst. Platzgumer, ein Vielseitiger, der als Musiker begann und nun als renommierter Schriftsteller gilt, teilte seine Erfahrungen über Veränderung und das Streben nach neuen Horizonten. „Mir ist Innsbruck zu eng geworden – in allen Beziehungen“, sagte er. Dieser Weitblick spiegelt sich in seinem Schaffen wider und zeigt, wie die unterschiedlichen Lebensstationen ihn geprägt haben.
Der Weg vom Rockstar zum Schriftsteller
Der Wechsel von der Musik zur Schriftstellerei ist ein zentrales Thema in Platzgumers Karriere. „Der Schaffensdrang und die Neugier treiben einen hierhin und dorthin“, erklärt er. Sein musikalischer Werdegang begann in den frühen Neunzigern, und nachdem er in zahlreichen Bands wie H. P. Zinker aktiv war, wandte er sich vermehrt der Literatur zu. Diese Entwicklung, so Platzgumer, sei kein Sprung, sondern ein langsames Hineingleiten in die Schriftstellerei gewesen.
In seinen Gesprächen betont der Autor die Wichtigkeit, in jeder Lebensphase Erfahrungen zu sammeln. „Eigentlich können wir froh sein, wenn wir möglichst viele Spuren eines Lebens in uns haben“, sagt er und sieht im Lebensweg eine ständige Herausforderung. Jede Erfahrung, ob positiv oder negativ, trägt zum Wachstum und zur Reflexion bei, die für ihn essenziell ist, um als Mensch und Schriftsteller zu reifen.
Zusätzlich äußert sich Platzgumer auch zu seinem neuesten Werk. Der Roman „Die ungeheure Welt in meinem Kopf“, das sonderbar von der Struktur her ist, wird von Kritikern als einzigartig angesehen, da es ohne einen traditionellen Erzähler auskommt. „Normalerweise fällt mir die Ich-Erzählform am leichtesten“, so Platzgumer, „aber hier ist es dasselbe: Ich gehe ganz hinein in diesen Kopf, so ungeheuer es auch ist.“
Kafka als Inspirationsquelle
Ein weiterer Spannungsbogen in dem Gespräch war die Beziehung zu Franz Kafka. Platzgumer hat sich intensiv mit dessen Werk auseinandergesetzt und gesteht, dass sein neuer Roman eine Hommage an den großen Schriftsteller darstellt. „Ich habe mich sehr viel mit Kafka beschäftigt, und dieser Roman setzt ihm mein Denkmal.“ Der kreative Prozess, der durch Kafkas Tagebücher und Gedanken inspiriert wurde, zeigt, wie tief diese Verbindung ist. Platzgumer bringt die Figuren und deren innere Konflikte in eine moderne Interpretation, die an Kafkas universelles Hadern anknüpft, aber gleichzeitig neu und relevant ist.
Die Lesung erfolgte nicht nur in einer herkömmlichen Form, sondern war auch multimedial aufbereitet, was die Inszenierung weiter bereicherte. Platzgumer betont, dass jede Lesung für ihn eine Performance ist, die mit verschiedenen Stimmen und Klangdimensionen spielt. „Ich bringe zu Papier, was ich als Klang wahrnehme“, erklärt er und zeigt, wie seine musikalische Vergangenheit immer noch in seiner Schriftstellerei gegenwärtig ist. Dieser interdisziplinäre Ansatz hebt seine Lesungen von anderen ab und schafft eine engere Verbindung zwischen Musik und Literatur.
Die Veranstaltung in Bukarest war somit nicht nur eine einfache Lesung, sondern ein tiefgehendes Erlebnis, das das Publikum anregte, über das Leben, die Kunst und die Kraft der Worte nachzudenken. Platzgumers Ansatz, die Vielfalt des Lebens in seinen Geschichten widerzuspiegeln, macht ihn zu einem einzigartigen Vertreter der zeitgenössischen Literatur.
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