
Philipp Stölzl, bekannt für seine beeindruckenden Regiearbeiten in Film und Oper, kehrt am 6. Dezember ans Burgtheater zurück, um das Stück "Liliom" von Ferenc Molnár auf die Bühne zu bringen. Stölzl, der ursprünglich als Bühnenbildner begann, hat sich einen Namen im Musiktheater und im Kino gemacht, unter anderem mit Produktionen für Rammstein und Madonna sowie Filmen wie "Nordwand". In einem Interview mit der APA spricht er über seine Rückkehr zum Sprechtheater und die vielschichtige Rolle von „Liliom“ in der heutigen Zeit.
Der Regisseur erklärt, dass seine Leidenschaft für das Schauspiel stark gewachsen sei, besonders weil die Intensität des Theaters es ihm ermögliche, tiefere Emotionen und Charaktere zu erforschen. Im Gegensatz zum Film, wo die Zeit für tiefgehende Arbeit mit den Schauspielern oft begrenzt ist, bietet das Theater die Möglichkeit, über Wochen hinweg an Figuren zu arbeiten und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Ein neues Verständnis von "Liliom"
"Liliom" sei ein Stück, das in seiner Tiefe und emotionalen Komplexität stark an griechische Tragödien erinnere, sagt Stölzl. Er plädiert dafür, das Werk neu zu interpretieren und herauszufinden, was es für das heutige Publikum bedeute. Die zentrale Figur Liliom, die als missbräuchlich wahrgenommen wird, könnte im Gegensatz zu früheren Ansichten heute mehr kritisch betrachtet werden. Stölzl betont, dass die Gesellschaft mittlerweile weniger Toleranz gegenüber toxischen Beziehungen hat und dass dies auch die Interpretation des Stücks beeinflusse. Dabei verfolgt seine Inszenierung den Ansatz, die Charaktere als komplexe Menschen zu zeigen, die in ihren eigenen dramatischen Kämpfen gefangen sind.
In der Inszenierung wird der Himmel, wie er von Molnár beschrieben wird, nicht aufgegriffen. Stattdessen gibt es einen Realismus, der keinen Platz für Klischees oder einfache Erlösungsfantasien lässt. Die Szenerie ist minimalistisch gehalten, was den Fokus auf die Menschen und ihre emotionalen Konflikte lenkt. Stölzl schafft somit eine Erzählweise, die es dem Publikum ermöglicht, tief in die Charaktere einzutauchen, während sie gleichzeitig einen Blick auf die gesellschaftlichen Abgründe werfen.
Veränderung in der Theaterlandschaft
Ein weiteres bemerkenswertes Element der Inszenierung ist die Entscheidung, dass Stefanie Reinsperger die Rolle des Liliom spielt. Stölzl betont, dass Genderrollen im Theater neu gedacht werden müssen und dass die Besetzung eines Mannes durch eine Frau eine interessante Perspektive in die Inszenierung bringt. Diese Form der Besetzung wäre ein Zeichen dafür, dass das Theater offener und vielfältiger wird, was er als sehr positiven Schritt sieht.
Die Premiere von "Liliom" ist nur der erste Schritt für Stölzl, der plant, in Zukunft mehr Zeit im Theater zu verbringen. Während er weiterhin im Film- und Opernbereich aktiv bleiben möchte, zieht es ihn vor allem zur Bühnenarbeit, die ihn als Künstler erfüllt. Stölzl hat kürzlich an einer Fortsetzung des Films "Der Medicus" gearbeitet, die 2024 veröffentlicht werden soll. Die Inszenierung von "Liliom" bietet eine spannende Möglichkeit, nicht nur das Stück selbst neu zu interpretieren, sondern auch die gesamte Theaterwelt auf frische Weise zu betrachten. Die Aufführung am Burgtheater wird für den 6. Dezember um 19:30 Uhr erwartet, mit weiteren Terminen im Dezember und Januar.
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