Vor kurzem fand im malerischen Bichlbach eine feierliche Veranstaltung statt, die den 50. Jahrestag der Wiedergeburt der einzigen Zunftkirche Österreichs zelebrierte. Mit einer festlichen Messe und einer anschließenden Agape im Dorfheim wurden die ehrwürdigen Mauern dieser Kirche, die lange Zeit in Vergessenheit geraten war, wieder ins Rampenlicht gerückt. Bereits am Vorabend fand die Wiedereröffnung des Zunftmuseums im Alten Widum statt, was die Feierlichkeiten vervollständigte.
Der Rückblick auf die Anfänge der Zunftkirche lieferte Peter Linser in seinem informativen Vortrag, in dem er die desolate Situation der Kirche in den 1970er Jahren schilderte. Diese Zeit war geprägt von Verfall und Mangel an Interesse, was Paul Strolz, der geschäftsführende Präsident der Zunftbruderschaft St. Josef, in seiner Rede erneut hervorhob: „100 Jahre hatte sich niemand für dieses Juwel interessiert.“
Die Rolle der Gemeinschaft
Der Prutzer Dekan Franz Hinterholzer, ein gebürtiger Bichlbacher, unterstrich die Bedeutung der Gemeinschaft im Prozess der Restaurierung. In seiner Ansprache betonte er, dass durch die gemeinsame Anstrengung der Dorfbewohner eine starke Identität geschaffen wurde. „Die Zunftkirche ist zur Kirche aller Bichlbacher geworden“, sagte er. Vor 50 Jahren sei es gelungen, der Kirche wieder einen Geist einzuhauchen, der bis heute spürbar bleibt.
Für die Gemeinde ist die Zunftkirche nicht nur ein Gebäude, sondern ein lebendiger Ort der Gemeinschaft. „Die Leidenschaft für dieses Juwel ist auch heute noch in den Herzen vieler zu spüren“, fügte Hinterholzer hinzu. In Kombination mit der Laurentiuskirche im Dorfzentrum bietet Bichlbach nun zwei architektonische Schätze, die weit über die optische Schönheit hinausgehen. Der wahre Reichtum liege in den zahlreichen Menschen, die sich ehrenamtlich dafür einsetzen, dass die Kirche auch weiterhin lebendig bleibt.
Paul Strolz hob die Zunftkirche als einen Rückzugsort hervor, der für viele Menschen von großer Bedeutung ist. Er bezeichnete sie als das Wahrzeichen des Dorfes und betonte: „Sie steht mahnend und wachend über uns und ist ein Teil unserer Geschichte und unserer Kultur.“ Strolz appellierte an die Dorfbewohner, das Erbe dieser Kirche weiterhin zu schätzen und zu bewahren.
Ein Rekord in der Restaurierung
Bei der Feier im Dorfheim lieferte Peter Linser zudem einen kurzen historischen Überblick über die beeindruckende Renovierungszeit der Kirche. Im Mai 1973 begannen die Sanierungsarbeiten, und bereits im Oktober 1974 konnte die einstige Ruine zu einem prächtigen Bauwerk umgewandelt werden. Dieser beinahe expresshafte Umbau spiegelte den unermüdlichen Einsatz der Gemeinschaft wider, der auch mit der raschen Rückzahlung der Schulden, die umgerechnet 165.000 Euro betrugen, innerhalb von nur zehn Jahren zum Ausdruck kam.
Besonders gewürdigt wurde Paul Strolz für sein unermüdliches Engagement während der Renovierung. Auch Zunftprobst Lorenz Wacker erhielt Applaus für seinen täglichen Einsatz, da er und seine Frau Marlene seit der Rettung der Kirche täglich dafür sorgen, dass die Türen des Gotteshauses geöffnet und geschlossen werden – insgesamt bis zu 30.000 Mal. Linser scherzte, dass das nahezu einer halben Erdumrundung entspreche.
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