In der sommerlichen Hitze sehnen sich viele danach, sich am Badesee oder im Schwimmbad abzukühlen und im Anschluss entspannt zu relaxen. Doch für Menschen im Rollstuhl gestaltet sich dieses Vergnügen oft als herausfordernd, vor allem wenn es darum geht, problemlos ins Wasser zu gelangen und eine geeignete Liegefläche zu finden. An genau diese Problematik setzt ein neues Pilotprojekt an, das die Barrierefreiheit in Freizeitbereichen verbessern soll.
Im Zuge des Interreg-Projekts „Barrierefreie Badeerlebnisse“ im Terra Raetica Gebiet wurde ein innovativer Prototyp eines barrierefreien Liegestuhls entwickelt. Die Initiative bringt eine kreative Lösung für Rollstuhlfahrer in der Region, indem sie einen Liegstuhl bietet, der sowohl funktional als auch bequem ist. Dieses Projekt fokussiert sich nicht nur auf bauliche Maßnahmen wie barrierefreie Toiletten und Duschen, sondern zielt speziell darauf ab, auch die Liegeflächen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Entwicklung durch engagierte Experten
Die Entwicklung des Liegestuhls entstand in Zusammenarbeit zwischen der RegioL und drei Rollstuhlfahrern: Sandra Careccia, Sandra Kaindl und Wolfgang Timischl. Unterstützt von Architekt Hubert Lentsch und Stefan Kofler von der Schlosserei Gstrein in Tösens, haben sie etwaige Herausforderungen gemeinsam angepackt. Bei der Konzeptualisierung standen zahlreiche Anforderungen im Fokus. Der Liegestuhl sollte nicht nur komfortabel und anatomisch geformt sein, sondern auch eine geeignete Höhe aufweisen, um den Übergang vom Rollstuhl auf die Liegefläche zu erleichtern.
„Es war eine ganz neue Herangehensweise für uns, da wir auf die speziellen Bedürfnisse von Personen mit eingeschränkter Mobilität eingehen mussten. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen und könnte eine wertvolle Ergänzung für viele Parkanlagen bieten“, erklärte Kofler während der Präsentation des Prototyps.
Die Liegen sind individualisierbar und könnten unter anderem verschieden große Liegeflächen bieten, die aus langlebigem Planenmaterial bestehen. Dieses Material ist nicht nur wetterfest, sondern auch so konzipiert, dass es bis zu sieben Jahre hält. Zudem können bei Bedarf Namen von Hotels oder Gemeinden mittels Laserausschnitt auf dem Untergestell angebracht werden. Für zusätzlichen Komfort werden auch Getränkehalter oder Aschenbecher auf Wunsch bereitgestellt.
Erfahrungen von Rollstuhlfahrern
Die Präsentation des Prototyps bot nicht nur einen Einblick in die technische Entwicklung, sondern auch in die persönlichen Erfahrungen der beteiligten Rollstuhlfahrer. Sandra Kaindl, die seit über 50 Jahren im Rollstuhl sitzt, äußerte: „Ich hätte mir gewünscht, dass diese Idee viel früher aufgegriffen und so professionell umgesetzt worden wäre.“ Dieses persönliche Statement unterstreicht die Bedeutung solcher Projekte für die Lebensqualität von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.
Der Preis für den barrierefreien Liegestuhl liegt bei 4.668,00 Euro, wobei eine Lieferung innerhalb von vier bis fünf Wochen nach Bestellung möglich ist. Diese Investition soll nicht nur das Freizeitangebot erweitern, sondern auch zur allgemeinen Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen beitragen.
Ein weiteres Highlight, das für Aufmerksamkeit sorgt, ist die erste barrierefreie Zipline in Österreich, die kürzlich eröffnet wurde. Solche Initiativen zeigen, dass das Bewusstsein für Barrierefreiheit in Freizeitbereichen stetig zunimmt und immer mehr Menschen die Möglichkeit erhalten, an gemeinsamen Erlebnissen teilzuhaben.