Im Euregio-Infopoint in Innsbruck hat eine bedeutende Ausstellung zur Geschichte und Entwicklung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino begonnen, die sich nun auch dem Thema Gletscherveränderungen widmet. Besonders hervorgehoben wird hierbei der Atlas Tyrolensis von Peter Anich, ein historisches Kartenwerk, das als Grundlage für die Veranschaulichung der Gletscherveränderungen in Tirol dient.
Der Atlas, der in diesem Jahr sein 250-jähriges Jubiläum feiert, wurde von Peter Anich und Blasius Hueber erstellt. Mit seinem Detailreichtum ist er eine unverzichtbare Quelle für die Forschung. Die Ausstellung bietet anhand von Fotos, historischen Karten, Grafiken und Statistiken eine detaillierte Nachzeichnung der Entwicklungen von bedeutenden Gletschern wie dem Vernagtferner, der Ortler-Gruppe und der Marmolata. Zudem ist die interaktive Ausstellung in vier Sprachen verfügbar, wodurch ein breites Publikum angesprochen werden kann.
Wichtige Botschaft zur Klimakrise
Umweltlandesrat René Zumtobel (SPÖ) betonte bei der Eröffnung, dass Gletscher als wichtige Indikatoren für die Auswirkungen des Klimawandels dienen. „Die rasante Geschwindigkeit ihres Rückgangs führt uns eindrücklich vor Augen, was ein Temperaturrekord nach dem anderen letztendlich bedeutet“, erklärte Zumtobel. Die Ausstellung ist darauf ausgelegt, das Bewusstsein für die Dringlichkeit von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen zu schärfen.
Ein besonders beeindruckendes Exponat ist die älteste bekannt Bilddarstellung eines Gletschers weltweit, die den Vernagtferner im Sommer 1601 zeigt. Historische Daten dokumentieren, dass der Gletscher in den 1770er Jahren während der Kleinen Eiszeit seinen Höhepunkt erreichte. Zwischen 1889 und 2020 hat sich die Fläche des Gletschers jedoch dramatisch vermindert. Statt etwa zwölf Quadratkilometern sind heute nur noch knapp sieben Quadratkilometer übrig, dennoch zählt der Vernagtferner weiterhin zu den größten Gletschern in Österreich.
Verborgene Schätze der Forschung
Kurt Scharr, Professor am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck, hob die bemerkenswerten Leistungen von Peter Anich hervor. Seine innovativen Messgeräte, die von ihm entwickelten Sonnenuhren und der Atlas Tyrolensis sind Grundpfeiler der Glaziologie und werden in der Forschung häufig herangezogen. Ein weiterer Punkt ist die geplante Ausstellung zur Veränderung der Flussläufe von Inn und Etsch, die ebenfalls auf den Erkenntnissen des Atlas basieren wird.
Interessierte Besucher können die Euregio-Ausstellung kostenfrei besuchen und auf Wunsch auch an Führungen teilnehmen. Trotz der ernsten Thematik ist die Ausstellung darauf ausgerichtet, Wissen zu vermitteln und durch anschauliche Darstellungen und informative Inhalte zu inspirieren. Eine tiefere Auseinandersetzung mit den aktuellen Veränderungen der Gletscher ist nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Öffentlichkeit von großer Bedeutung. Weitere Details zu dieser Thematik können auf tirol.orf.at nachgelesen werden.