In der letzten Sitzung des Sonderlandtags wurde die geplante Errichtung eines Leitspitals in Liezen furchtbar hitzig diskutiert. Antragsteller waren die FPÖ und die KPÖ, doch auch die Grünen und NEOS schlossen sich deren Bedenken an. Gemeinsam ortet die Opposition zahlreiche offene Fragen zu diesem hoch umstrittenen Projekt. Ein aktueller Bericht des Landesrechnungshofes, der durch diverse Kritikpunkte auffiel, verstärkte die Besorgnis der Opposition über die Zukunft des Gesundheitsstandorts.
Besonders besorgniserregend sind Themen wie die hohen Kosten, die Personalsituation und die Nachnutzung der bisherigen drei Spitalsstandorte in Rottenmann, Bad Aussee und Schladming. Hinzu kommen Bedenken bezüglich der zu langen Anfahrtswege für Patienten sowie Straßenrechtsverfahren und Naturschutzbelange. Mario Kunasek, der Landesparteichef der FPÖ, äußerte seine Zweifel und bezeichnete das Projekt als „Pleiten-Pech und Pannenprojekt“. „Ein Wunderwuzzi-Krankenhaus wurde uns versprochen“, sprach er die unübersehbaren Mängel an.
Emotionale Streitigkeiten zwischen den Parteien
Die hitzige Debatte brachte auch emotional aufgeladene Momente mit sich. Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) betonte die unverzichtbare Notwendigkeit des Leitspitals für die Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen und stellte die Frage nach der Verfügbarkeit von Personal für die bestehenden drei Spitäler. Darauf reagierte die KPÖ-Klubchefin Claudia Klimt-Weithaler scharf: „Das ist nicht mein Problem, woher wir das Personal nehmen. Die ÖVP sitzt seit ewigen Zeiten in der Landesregierung – und hat nichts bewegt!“
Die hitzigen Wortgefechte verdeutlichten die unterschiedliche Sichtweise der Parteien. Ein zentrales Anliegen der Kritiker ist die Unklarheit bezüglich der Finanzierung und der Gesamtkosten des Projekts. Klimt-Weithaler hob zudem hervor, dass es für das Leitspital nach wie vor keine Baubewilligung gebe, während Niko Swatek von den NEOS es als „ein Fass ohne Boden“ beschrieb. Ein Mangel an Kostentransparenz wird von den Kritikern lautstark moniert.
Bedeutende Diskussionen im öffentlichen Raum
Das Thema fand auch in der Öffentlichkeit großen Widerhall. In einer ORF-Diskussionsrunde mit dem Titel „Ein Ort am Wort“, die am Mittwochabend stattfand, beleuchteten Fachleute wie Karl Wohak, Primarius des Diakonissenkrankenhauses Schladming, und Franz Ploder, Allgemeinmediziner in Stein an der Enns, die unterschiedlichen Perspektiven auf das Projekt. Auch Hellmut Samonigg, Altrektor der medizinischen Universität Graz, war anwesend, um zu beleuchten, wie das Leitspital auf die regionale Gesundheitsversorgung wirken könnte und welche Herausforderungen bestehen.
Ein gemeinsames Ziel aller Beteiligten scheint die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung zu sein, jedoch ist der Weg dorthin umstritten. Lambert Schönleitner von den Grünen sah in den aktuellen Entwicklungen ein Fiasko und forderte, das Projekt zu stoppen. Der Kontrollbericht aus dem Rechnungshof werde als Beleg für das Versagen der Landesregierung in der Gesundheitsversorgung betrachtet, was die Intensität der Diskussion unterstreicht.