Clemens Maria Schreiner steht seit zwei Jahrzehnten im Rampenlicht des Kabaretts und hat kürzlich sein zehntes Solo-Programm mit dem Titel „Fehlerfrei“ aufgeführt. Bei einem Treffen im Café Kriemhild im 15. Wiener Bezirk strahlt der 35-Jährige Selbsterkenntnis und Heiterkeit aus. Seine Performance und seine Persönlichkeit fesseln das Publikum, während er lebhaft über seine Erfahrungen als Kabarettist spricht.
Bereits als Kind zeigten sich seine Talente. Während eines Familiengeburtstags betrat er mutig die Bühne und hielt eine Rede, was bei seinen Eltern den Wunsch auslöste, sein Talent weiter zu fördern. Schreiner schildert, wie er schon früh in der Volksschule Schauspielkurse besuchte und als Statist am Grazer Schauspielhaus arbeitete. Er beschreibt, dass er nie Angst vor dem Rampenlicht verspürte, sondern stattdessen ein angenehmes Kribbeln, das ihn auf die Bühne zog.
Der Weg zur Bühne
Mit 12 Jahren begann Schreiner, Bälle zu moderieren und das Publikum zu unterhalten. Er erinnert sich an eine Episode, in der er mit einem selbst erfundenen 45-minütigen Programm überrascht wurde, obwohl noch kein einziger Satz geschrieben war. Diese Art von kreativem Druck ist ihm vertraut. „Man hat den Termin für die Premiere, aber noch keinen Text“, erklärt Schreiner mit einem schelmischen Lächeln.
Sein neues Programm „Fehlerfrei“ beschäftigt sich mit dem Thema Perfektionismus. Die zentrale Idee ist, Fehler zu akzeptieren, während die Bühnenfigur als Vater oft mit der Herausforderung konfrontiert wird, die Erziehung seiner Kinder zu meistern: „Man muss sie Fehler machen lassen“. Diese Dialoge mit dem Publikum sind humorvoll und gleichzeitig nachdenklich, was dem Kabarett eine tiefere Dimension verleiht.
Ein zentrales Thema in seinem Programm ist die Frage nach der elterlichen Verantwortung: „Warum wird man für alles ausgebildet, bis man Eltern wird, und dann steht man allein da?“. Schreiner bringt seine Sorgen zum Ausdruck, indem er nach einer Datenbrille fragt, um mehr über andere Eltern zu erfahren, und so in eine skurrile Verschwörung gerät. Eine solche Darstellung bringt das Publikum zum Lachen und regt gleichzeitig zum Nachdenken an.
Ein bemerkenswerter Aspekt seines Auftritts ist die Aussage über politische Korrektheit: „Geschlechtergerechte Sprache ist wie Sex. Wenn man’s g’scheit machen will, ist es manchmal echt Arbeit – aber es zahlt sich für alle Beteiligten aus.“ Dies zeigt Schreiners engagierten und unkonventionellen Umgang mit Themen, die in der heutigen Zeit oft heikel sind.
Der Kabarettist von heute
Schreiner hat sich seit 2019 als Moderator der ORF-Show „Fakt oder Fake“ einen Namen gemacht. Trotz der Veränderungen in der Unterhaltungsszene bleibt er überzeugt, dass längere Programme das Publikum besser fesseln als die häufigen kurzen Formate in sozialen Medien. „Kurze Formate zu bedienen ist für mich ein körperlicher Schmerz. Bei jeder Pointe denke ich mir: Aber ihr wisst ja gar nicht, worauf sich das bezieht“, sagt er pragmatisch.
In der Welt des Kabaretts ist der Künstler nach wie vor voller Energie und Tatendrang. Er möchte Geschichten erzählen und das Publikum auf eine Reise mitnehmen, während er gleichzeitig die Herausforderungen des Auftritts mit einem gewissen Selbstbewusstsein annimmt. „Das Minimum an Bahö“, wie er es nennt, ist für ihn das Herzstück des Kabaretts.
Schreiners Karriere ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie hartnäckiger Einsatz, Talent und eine Prise Größenwahn den Weg zum Erfolg ebnen können. Am Ende bleibt die Frage: Wie wird dieses Programm vom Publikum aufgenommen? Bleibt abzuwarten, wie www.falter.at berichtet, wenn der Vorhang fällt und das Publikum applaudiert.