Inmitten der aktuellen Konflikte im Nahen Osten wird das Festival „Sounding Jerusalem“ in diesem Jahr nicht in Israel stattfinden. Stattdessen haben der Cellist und Festivalleiter Erich Oskar Hütter sowie sein Team beschlossen, das Event nach Graz zu verlegen. Dies war notwendig, da aufgrund der politischen Situation eine Begegnungsplattform in Jerusalem nicht mehr möglich war. Hütter, der schon seit 25 Jahren in der Region aktiv ist und dabei viele Erfahrungen gesammelt hat, bezeichnet sein Festival als „Juwel in der Altstadt“. Es sollte als Raum für Begegnung und Austausch fungieren, konnte jedoch in der vorliegenden Situation nicht wie gewohnt stattfinden.
Hütter zeigt sich überzeugt davon, dass es bei vielen sogenannten Friedensprojekten oft an wahrhaftigem Austausch mangelt. „Ein wirklicher palästinensischer Musiker, der mit Israelis spielt, riskiert oft seine Karriere und manchmal sein Leben“, erklärt er und gibt zu verstehen, dass die Realität vor Ort oft anders aussieht, als es von Außenstehenden wahrgenommen wird. Sein Ansatz, verschiedene Kulturen und Klänge zusammenzubringen, bleibt jedoch ungebrochen. So findet die Veranstaltung nun an einem Ort statt, der als „echter Ort der Begegnung“ fungiert: der Schutzengelkirche in Graz.
Musikalische Vielfalt in Graz
Das Festival wird in diesem Jahr eine Reihe von hochkarätigen Musikern präsentieren, darunter den libanesischen Oud-Virtuosen Marwan Abado sowie seinen Schüler, den syrischen Sänger Sio. Zu den weiteren Teilnehmern gehören der Akkordeonspieler Stefan Heckel und der Percussionist Chen Zimbalista aus Israel. Hütter beschreibt die Vorfreude auf das Festival als groß und verspricht „musikalischen Frieden live on stage“.
Der Ort Graz wurde aufgrund der Atmosphäre ausgewählt, die Begegnungen fördert. Laut Hütter wird der Gedanke der Gemeinschaft und des Dialogs auch durch die besondere Struktur der Veranstaltungsstätte hervorgehoben. In der Schutzengelkirche will man Flucht und Konflikte durch die universelle Sprache der Musik überbrücken. Besonders nach einem persönlichen Schicksalsschlag, als Hütter während eines Raketenangriffs in Nordisrael war, spürt er eine noch stärkere Verbundenheit zur jüdischen Community, die in den letzten Wochen ein großes Trauma erlitten hat.
Erich Oskar Hütter sieht seine Arbeit als musikalischer Botschafter an und strebt an, durch Musik Brücken zu bauen. In seinen Worten: „Musik verbindet, besonders in Zeiten, in denen man andere Formate der Begegnung nicht nutzen kann.“ Die Bemühungen, die Konfliktlinien durch kulturellen Austausch zu überwinden, sind nun in Graz spürbar, wo bald die Klänge des Festivals die Atmosphäre erhellen werden.
Die Entscheidung, nach Graz zu ziehen, bietet eine neue Perspektive auf das Festival und ermöglicht es Hütter und seinem Team, den Dialog in einem anderen Rahmen fortzusetzen. Es bleibt abzuwarten, welche Resonanz das Festival in der steirischen Landeshauptstadt finden wird. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und die Beteiligten sind fest entschlossen, trotz aller Widrigkeiten einen Platz der Begegnung zu schaffen, an dem Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen können. Weitere Einzelheiten zum Festival und den Veranstaltungen sind auf der Homepage nachzulesen.