ÖGK plant Patientenlenkung: E-Card-Anreize statt Gebühren?

ÖGK plant Patientenlenkung: E-Card-Anreize statt Gebühren?

Steiermark, Österreich - Die Diskussion um die Patientenlenkung im österreichischen Gesundheitssystem nimmt Fahrt auf. Andreas Huss, der Arbeitnehmerobmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), hat große Pläne vorgestellt, die vor allem Anreize für Patienten schaffen sollen. Laut kleinezeitung.at plant Huss ein System, das den Zugang zu Fachärzten regulieren könnte. Dabei wird eine E-Card-Gebühr in Erwägung gezogen, die erlassen werden könnte, wenn Patienten zunächst ihren Hausarzt aufsuchen.

Im Rahmen dieser Überlegungen wird auch eine mögliche Reduktion der Rezeptgebühr diskutiert. Huss sieht hierin eine Chance zur besseren Ressourcennutzung im Gesundheitssystem. Die angestrebten Maßnahmen sind Teil des aktuellen Regierungsprogramms und wurden bereits im Finanzausgleich vereinbart. Diese Reformen sollen dazu beitragen, die Wartezeiten auf Facharzttermine zu reduzieren und die Patientenströme neu zu organisieren.

Die Reaktionen der Ärztekammer

Die Vorschläge von Huss stoßen jedoch nicht nur auf Zustimmung. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, äußerte sich kritisch zu den geplanten Einschränkungen. Laut aektirol.at fordert er eine ernsthafte und konsensuale Diskussion, bevor Maßnahmen umgesetzt werden. Steinhart kritisiert insbesondere die Idee, Besuche bei Fachärzten durch E-Card-Sperrungen einzuschränken.

Edgar Wutscher, Vizepräsident der Ärztekammer, zeigt sich überrascht über die Bekanntmachungen in den Medien anstelle eines Dialogs mit der Ärzteschaft. Er betont die Wichtigkeit durchdachter Konzepte, um die Allgemeinmedizin nicht zu überlasten. Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, warnt vor Schnellschüssen, die das Gesundheitssystem gefährden könnten, und fordert, die Leistungserbringer in die Planungen einzubeziehen.

Maßnahmen und Zukunftsperspektiven

Huss betont, dass die geplanten Maßnahmen nicht als Sparprogramm zu verstehen sind und entscheidende Schritte hin zu einer besseren Steuerung der Patientenlenkung darstellen sollen. Er plant, sich intensiv mit den Bundesländern und Ärztekammern zusammenzusetzen. Erste Pilotversuche sollen 2026 in den Bundesländern Steiermark, Oberösterreich und Salzburg starten. Die Inspiration für diese Modelle stammt aus skandinavischen Ländern und den Niederlanden, die bereits ähnliche Systeme implementiert haben.

Zusätzlich zur Patientenlenkung sind im österreichischen Gesundheitssystem grundlegende Reformen notwendig. Das Sozialministerium weist darauf hin, dass das Steuerungssystem seit 2013 reformiert wurde, um die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Regierungsebenen und Selbstverwaltungsorganen zu stärken. Diese Reformen sollen letztlich dazu beitragen, wie effektiv das Gesundheitssystem agiert und wie schnell Patienten die notwendige Versorgung erhalten können.

Die Vielfalt der Meinungen zu den geplanten Änderungen zeigt, wie sensibel und komplex das Thema Patientenlenkung ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion weiterentwickelt und ob ein Konsens zwischen den beteiligten Akteuren erreicht werden kann.

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OrtSteiermark, Österreich
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