Wenn die Tage kürzer werden und die Dämmerung anbricht, steigt die Wahrscheinlichkeit für Wildtiere auf den Straßen. In Steyr und Steyr-Land ist jetzt eine erhöhte Wachsamkeit gefragt. Wildtiere sind besonders aktiv, und die Sichtverhältnisse verschlechtern sich, was das Risiko von Zusammenstößen erhöht. „Besondere Aufmerksamkeit ist an Straßen entlang von Wäldern und üppigen Feldern erforderlich“, sagt Bezirksjägermeister Rudolf Kern. Mit der Ernte der Maisfelder verlieren viele Tiere ihren Lebensraum und suchen neue Wege über die Straßen.
Ein häufig unterschätzter Aspekt sind die potenziellen Schäden bei Kollisionen mit Wild. Wenn ein Wildschwein, das etwa 80 Kilogramm wiegt, mit einem Auto, das mit 50 km/h fährt, kollidiert, wirkt ein Aufprallgewicht von bis zu 2.000 Kilogramm auf das Fahrzeug. Ein Reh kann immer noch mit 800 Kilogramm zu Buche schlagen! Die häufigste Ursache für diese Unfälle ist zu hohe Geschwindigkeit.
Prävention und Verhalten im Ernstfall
Um das Risiko solcher Unfälle zu minimieren, empfiehlt Kern, die Geschwindigkeit zu verringern und genügend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten. „Wenn Wild auf die Straße springt, nehmen Sie das Tempo weg, blenden Sie ab und hupen Sie mehrmals kurz.“ Das Abbremsen ist wichtig, es sei denn, die Verkehrssituation lässt es nicht zu. Riskante Ausweichmanöver oder abruptes Bremsen sollten vermieden werden, um auch den Tieren die Möglichkeit zu geben, sicher die Straße zu überqueren.
Für Autofahrer, die in einen Unfall mit Wild verwickelt sind, gelten die gleichen Regeln wie bei jedem anderen Verkehrsunfall. „Warnblinker einschalten, Warnweste anziehen und ein Warndreieck aufstellen“, erklärt Kern. Die Polizei muss sofort informiert werden, da das Ausbleiben dieser Meldung als Nichtmeldung eines Sachschadens gilt.
Technologische Unterstützung durch Wildwarngeräte
Eine innovative Maßnahme zur Verbesserung der Verkehrssicherheit sind optische und akustische Wildwarngeräte, die in Steyr-Land installiert wurden. Über 1800 solcher Geräte sind auf einer Streckenlänge von mehr als 30 Kilometern entlang wichtiger Straßen wie der B122 und der B115 aktiviert worden. Eine Studie zeigt, dass die Zahl der Wildunfälle auf diesen Strecken um bis zu 70 Prozent gesenkt werden konnte.
Die Installation dieser Geräte kostet im Durchschnitt 4000 Euro pro Kilometer und wird durch eine Zusammenarbeit zwischen dem Land Oberösterreich, Versicherungen und dem OÖ. Landesjagdverband finanziert. Die örtlichen Jäger tragen 15 Prozent zu den Gesamtkosten bei und kümmern sich um die Wartung und Pflege der Geräte.
Trotz der positiven Effekte dieser Systeme bleibt es wichtig, vorsichtig zu fahren. „Die Wildwarngeräte sind eine wertvolle Unterstützung, ersetzen jedoch nicht eine angepasste Fahrweise“, betont Kern. Ein respektvoller und verantwortungsbewusster Umgang mit den Wildtieren sowie Verständnis für deren Lebensräume sind entscheidend, um Unfälle zu vermeiden und die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Weitere Details zu den sicherheitsrelevanten Aspekten finden sich in einem Artikel auf www.meinbezirk.at.