Rohrbach

Salon Strozzi: Ein barocker Abend zwischen Musik und Feminismus in Wiesbaden

Im Staatstheater Wiesbaden begeistert der "Salon Strozzi" mit einer spritzigen Performance über das Leben der Barockkomponistin Barbara Strozzi – Feminismus und Musik inklusive!

Im Wiesbadener Staatstheater wird aktuell das Leben der bedeutenden Barockkomponistin Barbara Strozzi auf einzigartige Weise zelebriert. Unter dem Titel „Salon Strozzi“ findet ein innovativer kammermusikalischer Abend statt, der sich nicht nur durch herausragende Musik auszeichnet, sondern auch durch seine feministische Perspektive auf das Künstlerdasein. Inszeniert von Maëlle Dequiedt und dirigiert von Christian Rohrbach, einem Experten für Alte Musik, zieht die Aufführung die Zuschauer in eine spannende Reflexion über Kunst und Geschlechterrollen.

Barbara Strozzi, geboren in Venedig, gilt als Pionierin ihrer Zeit. Im männerdominierten Barock war es für Komponistinnen außergewöhnlich, sich Gehör zu verschaffen. Strozzi war nicht nur talentierte Komponistin, sondern auch Sängerin, die ihre Werke selbst begleitete. Sie war eine der ersten, die ihre Musik drucken ließ, und wurde nicht nur von Männern, sondern auch von einflussreichen Musikern ihrer Zeit geschätzt. Ihre überlieferten Kompositionen und ihre Biografie laden zu vielen Spekulationen ein, einschließlich der Frage, welche Rolle sie in der von Männern dominierten Kunstszene Venedigs spielte.

Künstlerische Entfaltung im Salon

Die Aufführung geht weit über eine bloße Hommage hinaus. Sie verwandelt die Hauptbühne in eine interaktive Plattform, in der das Publikum zusammen mit den Darstellern in die Welt Strottzis eintaucht. Unter dem Titel „Salon Strozzi: Ein Sit-In auf der Hauptbühne mit Barockmusik von Barbara Strozzi (1619–1677) und Komponist*innen ihrer Zeit“ wird erforscht, wie ein Salon im Hier und Heute aussehen könnte. Welche Themen wären relevant? Welchen gesellschaftlichen Diskurs könnten Künstler heute führen? Die Aufführung verbindet Barockmusik mit humorvollen Elementen und bringt die Frage auf, was in einer digitalisierten Welt an der Hausmusik verlorengeht.

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Bereits beim Betreten der Bühne wird das Publikum von einem Ensemble des Hessischen Staatsorchesters empfangen. Cembalo, Harfe, Violoncello und Laute bilden den musikalischen Hintergrund für einen Abend, der sowohl unterhält als auch anregt. Die auffälligen Kostüme von Solène Fourt-Meiche verleihen dem Ganzen einen zusätzlichen frischen Touch und lassen die vier Sängerinnen und zwei Sänger als die sechs Barbaras erscheinen, die das Publikum durch den Abend führen.

Ein Abend voller Anekdoten und Reflexionen

Maëlle Dequiedt gelingt es, die Aufführung zu einem fesselnden Erlebnis zu machen, indem sie musikalische Darbietungen mit kurzen Moderationen und szenischen Elementen verknüpft. Die Darsteller:innen agieren dynamisch und interaktiv mit dem Publikum. An dieser Stelle sorgt Young Doo Park mit einem eindrucksvollen Solo für Aufsehen. Auch die weiteren Sänger und Sängerinnen, darunter Silvia Hauer und Alyona Rostovskaya, bringen Humor und Tiefe in ihre Darbietungen. Während des Abends werden visuelle und verbale Anekdoten aus dem Leben der Strozzi erzählt.

Diskussionsthemen wie die Herausforderungen des Künstlerseins werden auf amüsante und zum Nachdenken anregende Weise behandelt. Zum Beispiel wird auf die Frage eingegangen, welche psychologischen Belastungen mit einem Leben auf der Bühne einhergehen. Besonders unterhaltsam ist ein Zungenbrecher über „Rhababer-Barbaras-Barbaren-Bar“, der das Publikum in lautes Gelächter versetzt.

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Ein markantes Finale beschließt den Abend: Die Barbaras erscheinen mit Gorillamasken und lockern somit die Atmosphäre im Zuschauerraum auf. Dies ist ein schöner Kontrast zu den oft schweren barocken Arien, die zuvor gesungen wurden. Die gelungene Mischung aus Unterhaltung und ernsthaften Themen macht diesen Abend zu einem wahrhaft großartigen Erlebnis, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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