MÜHLVIERTEL/OÖ. In Oberösterreich wird ein wichtiger Prozess zur Wiederherstellung der Waldböden eingeläutet: die Waldkalkung. In der Region Böhmerwald hat die Maßnahme vor Kurzem begonnen, um die Gesundheit der Böden zu fördern. Vitale Wälder sind auf ausgeglichene und nährstoffreiche Böden angewiesen, was die Kalkung zu einem zentralen Element der Bodensanierung macht.
Bei der aktuellen Aktion wird mittels Blasetechnik ein spezieller Magnesiumkalk in die betroffenen Wälder eingebracht. Dabei kommt ein Unimog mit einem speziellen Blasgerät zum Einsatz, das etwa drei Tonnen des Materials pro Hektar verteilt. Diese Methode sorgt dafür, dass trockene, kohlensaurer Magnesiumkalk gleichmäßig im Wald verteilt wird und sowohl die Bodenstruktur als auch die Verdauung der Bodentiere verbessert. Der genaue Punkt, an dem dies geschieht, sind Forststraßen und Rückewege, um den Einfluss auf das Ökosystem zu minimieren.
Erforderlichkeit der Maßnahme
Die Kalkung wird alle zehn Jahre durchgeführt und ist speziell in Gebieten mit sauren, nährstoffarmen Böden notwendig. „Die Folgen der Fichtenmonokulturen haben dazu geführt, dass unsere Waldböden über Generationen hinweg saurer wurden. Dies hat das Bodenleben stark beeinträchtigt, was unter anderem zu einem Rückgang der Regenwürmer geführt hat, die für die Bodenverbesserung unerlässlich sind“, erklärt Förster Sebastian Köppl. Ein gesunder PH-Wert ist für das Wachstum und die Vitalität der Baumarten entscheidend.
Im Bezirk Rohrbach ist die Kalkung auf insgesamt 180 Hektar Waldfläche vorgesehen, während in ganz Oberösterreich rund 800 Hektar von diesem Verfahren profitieren sollen. Etwa zwei Drittel der Flächen befinden sich im Mühlviertel, was die Bedeutung dieser Maßnahme in der Region unterstreicht.
Langfristige Ziele und Nachhaltigkeit
Die Kalkung allein ist jedoch nicht das Allheilmittel. Sie stellt lediglich einen ersten Schritt dar, um die Bodenqualität zu stabilisieren. „Langfristig ist der Anbau von mehr Laubbäumen entscheidend, da der Laubfall das Bodenleben aktiviert und Nährstoffe zurückführt. Besonders die Buche, die in vielen Regionen derzeit fehlt, spielt hierbei eine wichtige Rolle“, so Köppl weiter. Die Förderung einer vielfältigen Baumstruktur könnte also für eine nachhaltige Verbesserung der Waldböden sorgen.
Ein weiterer Aspekt, der bei der Pflege der Wälder berücksichtigt werden muss, ist die Biomasse. Es ist wichtig, dass dünne Äste, Nadeln und Wipfel im Wald verbleiben, um den Nährstoffhaushalt nicht zu beeinträchtigen. „Die Ganzbaummethode, bei der Bäume vollständig aus dem Wald entfernt werden, ist äußerst problematisch für den Waldboden“, warnt Köppl. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Waldressourcen ist essenziell, um die langfristige Gesundheit der Wälder sicherzustellen.