In den letzten Jahren haben extreme Wetterereignisse wie Hochwasser in Deutschland zugenommen, was ernsthafte Sorgen bei der Versicherungswirtschaft aufwirft. Die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Anja Käfer-Rohrbach, äußerte sich in einem Interview zu den dramatischen Entwicklungen der letzten Monate. Sowohl in Deutschland als auch international haben Umweltänderungen katastrophale Folgen hinterlassen, und die aktuellen Wetterbedingungen deuten darauf hin, dass diese Probleme in der Zukunft weiter verstärkt werden könnten.
Käfer-Rohrbach verwies auf die Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus, die belegen, dass die Durchschnittstemperaturen weltweit seit über einem Jahr konstant über den in den Pariser Klimazielen festgelegten Grenzwerten liegen. In einem Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 wurde eine Temperatur von 1,64 Grad über dem vorindustriellen Niveau gemessen. Dies führt zu einer signifikanten Erhöhung des Wasserdampfgehalts in der Atmosphäre, was intensivere Regenfälle und letztlich schwerwiegende Hochwasserereignisse zur Folge hat.
Erwartete Schäden durch den Klimawandel
Die Auswirkungen dieser Entwicklungen sind alarmierend. Studien zeigen, dass sich die Schäden, die durch Klimawandel bedingt sind, bis zum Jahr 2050 mindestens verdoppeln könnten. Die Versicherungsbranche muss sich mit den hohen Kosten auseinandersetzen, die durch diese Ereignisse entstehen. Das bedeutet, dass die Versicherungsprämien in den kommenden Jahren voraussichtlich steigen werden. Dies betrifft insbesondere die Wohngebäudeversicherungen, die sich aufgrund gestiegener Extremwetterschäden möglicherweise auf bis zu einer Verdopplung der Prämien einstellen müssen.
„Wir müssen umdenken und den zukünftigen Risiken Rechnung tragen“, bemerkte Käfer-Rohrbach. Dies bringt nicht nur finanzielle Implikationen für Versicherer mit sich, sondern erfordert auch neue Strategien, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl Prävention als auch die Stärkung der Versicherungsdecken umfasst, ist unerlässlich.
Antwort der Politik auf die Klimaherausforderung
Ein zentrales Anliegen der Versicherer ist es, die Politik in die Pflicht zu nehmen, konsequente Maßnahmen zur Anpassung an die Klimafolgen auszurichten. Leider gab es bei den letzten Verhandlungen zwischen Bund und Ländern keine tragfähigen Einigungen, die als Grundlage für einen umfassenden Plan dienen könnten. Trotz dieser Rückschläge sieht Käfer-Rohrbach dennoch die Notwendigkeit, unermüdlich an den Themen Prävention und Anpassung aktiv zu arbeiten. „Wir, die deutschen Versicherer, setzen uns dafür weiterhin auf allen Ebenen ein“, betonte sie.
Aber nicht nur der gesetzliche Rahmen ist entscheidend. Deutschland sollte sich als Vorreiter im internationalen Vergleich etablieren, wenn es um den Naturgefahrenschutz geht. In vielen Bereichen wird Deutschland als rückständig wahrgenommen, vor allem im Vergleich zu anderen Ländern, die konsequente Maßnahmen ergriffen haben. Käfer-Rohrbach appelliert an die Gesellschaft, gemeinsam Lösungen zu finden und die Notwendigkeit des Schutzes vor Naturgefahren ernst zu nehmen.
„Der Klimawandel kennt keine Ländergrenzen“, mahnte sie. Nur durch eine umfassende Risikoteilung zwischen der Versicherungswirtschaft und dem Staat können wir die Versicherbarkeit gegen Naturgefahren langfristig gewährleisten. Zu den Kernstrategien der Versicherer gehört es, nicht nur Schäden aufzufangen, sondern auch aktiv zur Vermeidung künftiger Schäden beizutragen.
Die anhaltende Diskussion über die Folgen des Klimawandels wird auch in Zukunft notwendig bleiben. Versicherer fordern einen ehrlichen Umgang mit den Herausforderungen und das Ergreifen präventiver Maßnahmen. Um sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen, sind präventive Maßnahmen, umfassender Versicherungsschutz und sorgfältige Risikobewertungen unerlässlich. Nur so kann der Schutz von Menschen und Werten gesichert werden.