In der Region Südhessen sorgt die Ankündigung des Energieversorgers MVV, bis zum Jahr 2035 das gesamte Erdgas-Verteilnetz in Mannheim stillzulegen, für beunruhigte Reaktionen bei vielen Gaskunden. Insbesondere in Viernheim und den umliegenden Gemeinden wie Lampertheim und Bürstadt sind die Stadtwerke und die GGEW Hauptakteure in der Gasversorgung.
Die Stadtwerke Viernheim haben klargestellt, dass die Gasversorgung des Gebiets unabhängig vom Mannheimer Erdgasnetz funktioniert, da Viernheim direkt ans deutsche Ferngasnetz angeschlossen ist. Die Stadtwerke betonen, dass sie gemäß den aktuell geltenden Gesetzen die Gasversorgung bis zum Jahr 2045 aufrechterhalten werden, solange dies wirtschaftlich vertretbar ist. „Konkrete Pläne für eine Beendigung der Erdgasversorgung liegen nicht vor“, schreiben sie in ihrer Stellungnahme.
Situation in Viernheim und im Ried
Es gibt derzeit etwa 5000 aktive Erdgasanschlüsse in Viernheim. Das Jahr 2024 sieht nur eine geringe Zahl an Kündigungen von Anschlüssen, was von den Stadtwerken als Zeichen für eine weiterhin bestehende Nachfrage gewertet wird. Auch in den umliegenden Gemeinden, die ebenfalls von der GGEW versorgt werden, ist die Lage stabil. Die GGEW bedient Lampertheim, Bürstadt, Biblis und Groß-Rohrheim und hat kürzlich berichtet, dass die Gasversorgung in diesen Gemeinden auch bei steigenden Preisen und der Notwendigkeit zur Umstellung auf alternative Heizsysteme gewährleistet ist.
In Biblis ist die Entega AG mit ihrer Tochtergesellschaft e-netz für die Gasverteilung zuständig und hat kürzlich einen neuen Konzessionsvertrag unterschrieben, der bis Ende 2043 geltend ist. Dies besiegelt die langfristige Verantwortung für die Gasversorgung in der Region und signalisiert eine Zusammenarbeit bei der Integration erneuerbarer Energien.
Die GGEW verfolgt aktiv eine Dekarbonisierungsstrategie und untersucht Möglichkeiten für eine zukünftige Energieversorgung, die auf Wasserstoff und Gas aus nachwachsenden Rohstoffen basiert. Der Pressesprecher Tobias Kloster erklärt, dass das Unternehmen plant, seine Energienetze so umzubauen, dass sie mit minimalem CO2-Ausstoß arbeiten. Diese Umstellung könnte als Antwort auf die wachsenden Anforderungen an die Energieversorgung und den Klimaschutz verstanden werden.
Wirtschaftlichkeit und Zukunft der Gasversorgung
Die Verantwortlichen der Stadtwerke Viernheim sind der Meinung, dass das Erdgasnetz noch viele Jahre benötigt wird, auch wenn immer mehr Haushalte und Unternehmen auf alternative Heiztechnologien umsteigen. Der Markt für Erdgas wird sich in den nächsten Jahren voraussichtlich verteuern, was die Wirtschaftlichkeit der Gasversorgung in Frage stellt.
Fernwärme, die in größeren Städten wie Mannheim verfügbar ist, wird von den Stadtwerken in der Region nicht als praktikable Alternative angesehen, da hierfür umfassende Investitionen in Heizkraftwerke nötig wären. Stattdessen könnte Nahwärme für Neubaugebiete eine umweltfreundliche Option sein, um nachhaltige Wärmeversorgung zu gewährleisten.
Die e-netz Südhessen AG, die ebenfalls Gasnetze in der Region betreibt, plant, Wasserstofftechnologien in ihre Infrastruktur zu integrieren, um die bestehende Erdgasversorgung schrittweise umzustellen. Dies steht im Einklang mit dem Ziel, die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.
Die kommunale Wärmeplanung wird bis Ende Juni 2028 für die Region erwartet, und die Kommunen wie Viernheim müssen Konzepte entwickeln, um ihre Bürger künftig mit Wärme zu versorgen. Die Diskussionen und Planungen sind in vollem Gange, und wie sich die Gesetzeslage weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten. Eins ist jedoch klar: In der Gasversorgung und der Wärmeplanung stehen den verantwortlichen Akteuren spannende und herausfordernde Jahre bevor, um eine nachhaltige Energiezukunft zu sichern.
Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.mannheimer-morgen.de.
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