ST. NIKOLA. Engelbert Freudenschuß ist ein wahres Multitalent, dessen Atelier viel mehr als nur ein Arbeitsplatz ist. Wenn er die Tür seines kreativen Raumes öffnet, begegnet einem eine Welt voller Kunst und Geschichte. Statuen, alte Bilder und die Materialien zum Vergolden der Kunstwerke, man spürt gleich: Hier wird mit Leidenschaft gearbeitet. Neben seiner Tätigkeit als Vergolder und Restaurator ist er auch ein gefragter künstlerischer Gestalter. Freudenschuß erzählt mit leuchtenden Augen von seiner Arbeit und dem großen Spektrum an Aufgaben, die ihn erwarten.
Schon von klein auf war die Kunst ein Teil seines Lebens. In der Schule war er besonders begeistert von Kunstunterricht und dem Zeichnen von Heiligen. Mit der Zeit entdeckte er, dass seine kreative Ader ihn auf den Weg der Kunstrestaurierung führen könnte. Ein erfahrener Pfarrer unterstützte ihn dabei und vermittelte ihm eine Lehre bei einem Vergolder. Die Ausbildung war hart, aber sein Ziel motivierte ihn. Nach dem Bundesheer trat er in den Pflegedienst ein, doch seine Leidenschaft zur Kunst führte ihn letztendlich in die Selbstständigkeit. Seit 2007 arbeitet Freudenschuß nun gemeinsam mit seiner Frau in ihrer eigenen Werkstatt.
Eine Ausnahme auf dem Gebiet der Vergolder
In Österreich sind Vergolder wie Engelbert Freudenschuß rar gesät. Die Meisterprüfung für diesen Beruf ist kaum noch nachgefragt. Doch als die Wirtschaftskammer ihm die Möglichkeit anbot, alleine zu prüfen, ergriff er die Chance sofort. Es gab keinerlei Vorbereitungskurse, und er musste alle benötigten Materialien nach Wien transportieren. In der Prüfung sahen die Prüfer, alles ältere Meister ihres Handwerks, einen Künstler, der nicht nur die Techniken des Vergoldens beherrschte, sondern auch mit einer ausgeprägt kreativen Note an die Arbeit herangeht. Nach vier Tagen wurde er als Meister des Vergolderhandwerks anerkannt. „In ganz Oberösterreich bin ich einer von zwei Vergoldern, die das Gewerbe angemeldet haben“, erzählt er stolz.
Die Vergolderbranche wurde 2017 in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen, was Freudenschuß freudig zur Kenntnis nahm. Es ist eine Auszeichnung für ein Handwerk, das viele Facetten hat. Für ihn ist jeder Tag eine neue Herausforderung, manchmal muss er mehrere Tage hintereinander an einer Restaurierung arbeiten – einen alten Anstrich millimetergenau abkratzen beispielsweise. Je nach Auftragslage reicht das Spektrum von der einfachen Reinigung bis hin zu komplexen Rekonstruktionen.
Die Suche nach alten Schätzen macht ihm ebenso viel Freude. Häufig durchstöbert er Auktionshäuser im Internet, immer auf der Jagd nach verborgenen Kunstwerken. „Ich kann gut erkennen, wenn unter einer minderwertigen Übermalung ein wertvolles Stück verborgen ist“, bemerkt er. Diese Abenteuerlust treibt ihn an und bereichert seine künstlerische Sichtweise.
Die künstlerische Freiheit des Malers
Besonders beim Malen fühlt sich Freudenschuß frei. Der Prozess ist für ihn eine spannende Reise. „Am Anfang weiß ich oft nicht, was am Ende herauskommt. Ich beginne mit vielen Schichten dünner Farben, und es entstehen Strukturen, die ich dann weiterformen möchte“, erklärt er mit Begeisterung. Diese abstrakten Werke tragen oft keine Titel, da er es nicht möchte, dass der Betrachter durch einen Namen in eine bestimmte Richtung gelenkt wird. „Ich mag die Herausforderung, das Chaos in Form zu bringen“, fügt er hinzu.
Freudenschuß malt nicht nur abstrakt, sondern auch gegenständlich und kombiniert beide Stile miteinander. Interessanterweise ist es der Heilige Nikolaus, der seit seinem Umzug nach St. Nikola manchmal in seinen Kunstwerken „auftritt“. “Manchmal kommt der Nikolaus durch meine Farben und Formen zu Sichtbarkeit”, sagt der Künstler verschmitzt.
Außerhalb seines Ateliers trägt Engelbert Freudenschuß auch Verantwortung in seiner Gemeinde. Er ist Vizebürgermeister von St. Nikola/Donau und aktiv im Kulturforum Donauland-Strudengau. Bei Gelegenheit findet man ihn auch als Kulissenmaler für die Theaterwerkstatt in Nöchling oder auf der Bühne selbst. Seine Passion für Kunst zieht sich durch alle Bereiche seines Lebens und macht ihn zu einem wichtigen Teil der Gemeinschaft.