Im Bezirk Perg steht das Thema häusliche Gewalt derzeit ganz oben auf der Agenda. Die Gewaltpräventions-Initiative „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ wird bis Mai 2026 fortgeführt, was für eine langfristige Planung und die Möglichkeit, intensiver auf die Thematik einzugehen, sorgen soll. Diese Initiativen sind zwingend erforderlich, denn die Zahlen der Betretungs- und Annäherungsverbote sind alarmierend gestiegen: Vom 1. Januar bis zum 31. Oktober wurden 70 solcher Verbote ausgesprochen, was einen Anstieg von etwa 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Gabriele Schauer von der Frauenberatung Perg weist darauf hin, dass Krisenzeiten oft eine Zunahme an Gewalt mit sich bringen. Dennoch gibt es auch einen positiven Aspekt: Frauen fühlen sich ermutigt, sich zu melden und Hilfe zu suchen.
Ein zentraler Bestandteil der Initiative ist die Sensibilisierung der Nachbarschaft. „StoP“ will Nachbarn dazu anregen, einzugreifen, wenn sie eine Gewalt- oder Bedrohungssituation beobachten. Durch das Aufeinanderachten füreinander können potenzielle Gewaltsituationen frühzeitig erkannt und verhindert werden. Die Initiative setzt genau dort an, wo die Gewalt oft im Verborgenen stattfindet – im Wohnumfeld und im alltagsnahen Umfeld.
Fokus auf Betriebe und Männerarbeit
Ein weiteres Ziel der Initiative ist die Zusammenarbeit mit Betrieben. Hier wird erkannt, dass Arbeitsplätze oftmals ein Ort sein können, an dem Hilfe und Unterstützung für Betroffene von häuslicher Gewalt bereitgestellt werden. Viele Unternehmen könnten durch informative Materialien wie Flyer oder Plakate auf Hilfseinrichtungen hinweisen und dazu beitragen, das Thema offen zu diskutieren. Auch Workshops zur Zivilcourage sind geplant, um Mitarbeitende zu schulen.
Doch nicht nur Frauen sind angesprochen, auch die Männer sollen aktiv in die Problematik hineinziehen. Geplant sind „Männertische“, bei denen Männer sich austauschen und gemeinsam eine klare Haltung gegen Gewalt an Frauen und Kindern einnehmen können. Diese Initiativen werden als wichtig erachtet, um ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken.
Zusätzlich werden in den kommenden Monaten viele Veranstaltungen stattfinden, um das Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen zu schärfen. Vom 25. November bis zum 10. Dezember stehen Aktionen im Rahmen der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ auf dem Programm. Unter anderem wird am 5. Dezember in der Café-Konditorei Stöger eine musikalische Lesung und Diskussion stattfinden – ein weiteres wichtiges Angebot, um das Thema offen zu besprechen und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Die Frauenberatung Perg, unter der Leitung von Elisabeth Glawitsch, spielt bei der Umsetzung dieser Maßnahmen eine zentrale Rolle. Mit der Unterstützung durch neue Mitarbeiterinnen wie Barbara Kaiselgruber wird das Team verstärkt, um die angepeilten Ziele effektiv voranzutreiben. Es ist evident, dass ein gesellschaftliches Umdenken erforderlich ist, um das Tabu rund um häusliche Gewalt zu brechen und aktiv gegen diese Form der Gewalt vorzugehen.
Die Zeichen zeigen, dass sich in Perg etwas verändert. Immer mehr Frauen nutzen die Angebote und kommen zu Veranstaltungen, um sich auszutauschen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklungen auch in Zukunft einen positiven Einfluss auf das Bewusstsein für häusliche Gewalt haben werden. Ermutigende Worte und Taten sind notwendig, um nicht nur Betroffenen zu helfen, sondern auch der Gesellschaft zu zeigen, dass Gewalt kein akzeptables Verhalten ist.
Wenn Sie oder jemand, den Sie kennen, von häuslicher Gewalt betroffen sind, gibt es mehrere Anlaufstellen. Sie können die Polizei unter 133 oder die Frauenhelpline unter 0800/222 555 kontaktieren. Für weitere Unterstützung bietet die Frauenberatung Perg individuelle Beratung und Informationen an – eine wichtige Ressource für Betroffene. Informationen über die aktuellen Aktionen und Angebote sind auch online verfügbar, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und das Bewusstsein für dieses wichtige Thema zu schärfen.