In Oberösterreich zeigt die Kinder- und Jugendhilfe ein großes Engagement für die Suche nach geeigneten Pflegefamilien. Mit der Werbekampagne „Pflege-Eltern.jetzt“ wird speziell in den Bezirken Linz-Land, Perg und Freistadt geworben, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Pflegefamilien zu stärken. Jährlich werden für rund 70 Kinder Pflegeeltern gesucht, da nicht alle Kinder in ihren Herkunftsfamilien verbleiben können. Diese Kampagne folgt einem erfolgreichen Pilotprojekt in den Bezirken Gmunden und Vöcklabruck, das im Vorjahr stattfand.
Im Bezirk Freistadt gibt es derzeit 44 Pflegekinder, die in 29 Pflegefamilien untergebracht sind, während in Linz-Land 53 Kinder in 37 Familien leben. Der Bezirk Perg beherbergt 20 Pflegekinder in 18 Familien. Kinder- und Jugendhilfe-Landesrat Michael Lindner verdeutlicht die verantwortungsvolle Vorgehensweise, indem er erklärt, dass bei Schwierigkeiten in der Herkunftsfamilie gemeinsam mit den leiblichen Eltern nach der besten Betreuungsform gesucht wird.
Bedarf an Pflegefamilien und Teilzeit-Pflegeeltern
Die Exaktheit des Bedarfs an Pflegefamilien bleibt jedoch ungewiss, da es zuerst benötigt wird, die passende Unterbringungsform für ein Kind zu bestimmen. Theresia Schlöglmann, Abteilungsleiterin der Kinder- und Jugendhilfe, erläutert, dass ein „Perfect Match“ zwischen Kind und Pflegeeltern angestrebt wird. Besonders jüngere Kinder profitieren von familiärer Betreuung, während ältere möglicherweise in spezialisierten Einrichtungen besser aufgehoben sind.
Um flexibler auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können, sind vor allem Teilzeit-Pflegeeltern gefragt. Diese Form der Unterstützung kann für Kinder von enormer Bedeutung sein, da sie dazu beiträgt, dass sie in ihrer Herkunftsfamilie bleiben können, selbst wenn die leiblichen Eltern vorübergehende Unterstützung benötigen. Entscheidungen über die Dauer und Art der Pflege können in Absprache mit den Teilzeit-Pflegeeltern getroffen werden.
Das Land Oberösterreich plant eine Novellierung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, um diese flexible Betreuungsform weiter zu adaptieren und zu fördern. Michael Lindner hebt deren Wichtigkeit hervor, da sie die Lebenssituation von Kindern entscheidend verbessern kann, indem sie eine dauerhafte Lösung für deren Unterbringung schafft.
Wie man Pflegeeltern werden kann
Wer Interesse hat, Pflegeeltern zu werden, kann sich bei der Kinder- und Jugendhilfe am Wohnort melden. Dort erhalten die Interessierten eine umfassende, unverbindliche Beratung über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Abhängig von der gewählten Betreuungsform gibt es unterschiedliche Wege, die zu einem möglichen Pflegeverhältnis führen können. Gespräche mit Fachkräften wie Sozialarbeitern und Psychologen helfen, das zukünftige Engagement realistisch einzuschätzen.
Zudem benötigt man einen sauberen Strafregisterauszug, und eine ärztliche Untersuchung muss durchgeführt werden. Auch ein Hausbesuch durch Vertreter der Kinder- und Jugendhilfe ist Teil des Prozesses, um sicherzustellen, dass die Bedingungen für eine Pflegefamilie geeignet sind.
Das Pilotprojekt des letzten Jahres war erfolgreich, da 40 Anfragen für Pflegeeltern eingingen, was zu der Schaffung eines Pools mit zehn Unterstützungsplätzen führte. Insgesamt wurden im Jahr 2022 rund 646 Kinder in etwa 470 Pflegefamilien in Oberösterreich betreut.