In Oberösterreich, insbesondere in Linz, wird das Thema der Osttangente wieder aktuell, und die Freiheitliche Partei (FPÖ) sieht sich in einer günstigen Position, um ihre Pläne voranzutreiben. Mit der Bildung einer neuen Bundesregierung und der bevorstehenden Wahl eines neuen Bürgermeisters in Linz wächst die Hoffnung auf eine Umsetzung der umstrittenen Verkehrsroute, die eine Entlastung für die überlasteten Straßen der Stadt bringen soll. Die FPÖ sieht dies als Chance, obwohl die anderen Parteien in Linz weiterhin gegen das Projekt sind.
Der Verkehrs-Landesrat Günther Steinkellner und Gesundheits- und Sicherheits-Stadtrat Michael Raml (beide FP) haben am 8. November ihren Optimismus für die Osttangente bekundet. Seit der Ablehnung des Projekts im Linzer Gemeinderat im November 2021 war es recht still um die Ostumfahrung geworden. Mit der neuen politischen Situation erhofft sich Steinkellner nicht nur Unterstützung von einem neuen Umweltminister, sondern auch Fortschritte in der strategischen Prüfung durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Oberösterreich hat bereits einen Antrag zur Aufnahme der Osttangente ins Bundesstraßenverzeichnis eingereicht.
Verkehrsproblematik in Linz
Die Notwendigkeit der Osttangente wird von Steinkellner und Raml insbesondere durch den voraussichtlichen Anstieg des Durchzugsverkehrs begründet, sobald die tschechische Autobahn D3 bis 2027 fertiggestellt ist. Sie warnen, dass ohne diese Umfahrung die bereits überlasteten Straßen in Linz weiter in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Steinkellner betont, dass die Stadt „mittendrin, statt nur dabei“ sein wird, wenn der Verkehr aus Tschechien zunimmt.
Aktuell leidet Linz unter einem erheblichen Verkehrsproblem, das dringend gelöst werden muss. Besonders der Süden der Stadt könnte von der Osttangente profitieren. Raml schlägt vor, dass die Oberfläche im Tunnelbereich ähnlich der Gestaltung des Bindermichl-Tunnels sein könnte, mit Parks und Begrünungen, um den Anrainern eine Lebensqualität zu bieten.
Die Pläne stoßen jedoch auf Widerstand. Im November 2021 sprach sich eine Mehrheit des Linzer Gemeinderats – aus acht von neun Parteien – gegen die Umfahrung aus. Auch die Nachbargemeinden Engerwitzdorf und Steyregg haben sich klar gegen das Projekt ausgesprochen. Die Grünen in Linz kritisieren, dass der Entwurf einen „fossilen Geist“ zum Leben erwecken möchte und warnen, dass das Projekt keine Verkehrsentlastung bringen würde, sondern nur zusätzliche Lärmbelastung und Abgase verursachen könnte. Dagmar Engl, die Mobilitätssprecherin der Grünen, betont, dass die aktuellen klimatischen Herausforderungen nicht mit der Schaffung einer neuen Autobahn angegangen werden sollten.
Alternative Vorschläge
Trotz der Versuche der FPÖ, die Osttangente erneut ins Gespräch zu bringen, gibt es unter den anderen politischen Fraktionen unterschiedliche Ansätze zur Verkehrsberuhigung in Linz. Martin Hajart, der Mobilitäts-Stadtrat von der ÖVP, stimmt zwar zu, dass eine Entlastung notwendig ist, plädiert jedoch dafür, dies weiter östlich umzusetzen. Er hebt die Wichtigkeit von Park&Ride-Anlagen hervor und fordert einen gemeinsamen Ansatz zur Verkehrsplanung mit den Umlandgemeinden.
LinzPlus-Gemeinderat Lorenz Potocnik hat ebenfalls deutliche Kritik an den FPÖ-Plänen geübt und bezeichnet das Projekt als leicht durchsichtiges Wahlkampfmanöver. Er hebt hervor, dass die Idee einer neuen Autobahn, die durch Naherholungs- und Wohngebiete führt, als rückschrittlich angesehen werden sollte.
Die Debatte über die Osttangente zeigt einmal mehr die unterschiedlichen Ansichten zur Verkehrspolitik in Linz auf. Während die FPÖ auf eine Lösung zur Verkehrsüberlastung pocht, fühlen sich andere Parteien durch die Vorhaben der Freiheitlichen herausgefordert und warnen vor den potenziellen negativen Auswirkungen einer neuen Straße auf die Lebensqualität der Linzer Bürger.
Für weitere Informationen über den bisherigen Verlauf und die aktuellen Diskussionen rund um die Osttangente können Sie hier lesen.
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