SALZKAMMERGUT. Das Jahr der Kulturhauptstadt neigt sich dem Ende zu und die Meinungen scheinen gespalten. Während einige Behörden und Bürger die Veranstaltungen als Vorteil für die Region sehen, äußern andere starke Kritik. War es ein bedeutendes Ereignis oder nur ein Sturm im Wasserglas?
Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ wurde 1985 ins Leben gerufen und kürte erstmals eine Region, in diesem Fall das Salzkammergut mit Bad Ischl und 22 umliegenden Gemeinden. Von bunten Eröffnungsfeiern bis hin zu zahlreichen Kunstprojekten – die Bilanz ist gemischt. Wie die Menschen in den verschiedenen Orten erleben, was die Kulturhauptstadt für sie gebracht hat, wurde in einer Umfrage unter Bürgermeistern, Künstlern und Bewohnern deutlich.
Kritische Stimmen aus der Region
„Viele Menschen hier haben das Kulturhauptstadtjahr als recht planlos wahrgenommen. Zahlreiche Projekte waren inhaltlich nicht neu oder originell, das hat den Eindruck erweckt, dass sich die Organisatoren nicht ausreichend mit den besonderen kulturellen Werten der Region beschäftigt haben“, äußert Jörg Hoffmann, Artdirektor aus Gosau. Er spricht von „drittklassigen Nacktaufregern“, die nicht der kulturellen Tiefe und den Traditionen des Salzkammergutes gerecht würden. Ein Scharnsteiner Bürger, der lieber anonym bleiben möchte, trägt diese Gedanken weiter: „Wir haben nicht wirklich viel von der Kulturhauptstadt mitbekommen.“ Auch eine Vorchdorferin stimmt ihm zu: „Sicher haben wir nette Veranstaltungen erlebt, doch die nachhaltige Wirkung bleibt aus.“
Markus Schmaranzer, Bürgermeister von Gosau, versucht einen positiven Blick zu bewahren: „Wir hatten einige interessante Events, aber letztendlich bleibt uns nur die Erinnerung.“
Positive Rückmeldungen und nachhaltige Entwicklungen
Trotz der starken Kritik gibt es auch positive Stimmen. „Insgesamt hat die Kulturhauptstadt offenbar einige gute Impulse gesetzt und die Zusammenarbeit zwischen den 23 Gemeinden gestärkt“, sagt Fritz Feichtinger, Bürgermeister von Laakirchen. „Schließlich hat das Kinder-Musiktheater ‘Saltice’ sowie die Lichtinstallation ‘Chromotopia’ erfreuliche Spuren hinterlassen.“
Nicole Eder, die Bürgermeisterin von Steinbach am Attersee, bestätigt ähnliche Erfahrungen: „Wir haben im Salzkammergut zusammengefunden, was uns sicher in Zukunft helfen wird. Durch die Kulturhauptstadt haben wir neue Ideen und Projekte ins Leben gerufen, wie die Umwandlung der Steinbachhalle in eine Kulturstätte. Diese wird uns weiterhin als Plattform für verschiedene Veranstaltungen dienen.“ Sie nennt das Erlebnis „eine Jahrhundertchance“, die man ergreifen kann, wenn man möchte.
Auch Gmundens Bürgermeister Stefan Krapf zieht ein positives Fazit: „Die Kulturhauptstadt hat unser kulturelles Leben in Gmunden bereichert. Die Veranstaltungen waren einzigartig, und die lokale Wirtschaft hat stark profitiert.“
Die Frage bleibt, ob die positiven Entwicklungen tatsächlich nachhaltig sind oder ob sie lediglich in schöner Erinnerung bleiben werden. Die Zeit wird zeigen, wie die Region das Erbe der „Jahrhundertchance“ in die Zukunft trägt.
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