SALZKAMMERGUT. Der Schock sitzt tief, nachdem ein tragischer Doppelmord und Selbstmord eines Jägers im Bezirk Rohrbach das Vertrauen in die Jägerschaft erneut auf die Probe stellt. Bezirksjägermeister Johann Enichlmair aus Gmunden und sein Kollege Anton Helmberger aus Vöcklabruck verteidigen in einem aktuellen Interview die Arbeit der Jäger und betonen, dass die überwiegende Mehrheit verantwortungsvoll handelt.
Enichlmair, der seit 2013 im Amt ist und fast 1.800 Jäger vertritt, hebt hervor, dass Jagd nicht nur ein Freizeitvergnügen ist. „Es ist ein gesetzlicher Auftrag, der auf land- und forstwirtschaftlich genutztem Boden Last trägt. Wir leben in einer Kulturlandschaft, in die der Mensch immer mehr eingreift. Es ist entscheidend, einen gesunden Wildstand zu erhalten, um auch den Wald, der uns vor Naturgefahren schützt, intakt zu halten“, erklärt er.
Die Missverständnisse rund um die Jagd
Oft kursieren in der Gesellschaft Falschinformationen über die Jagd. „Viele glauben, wir füttern Wildtiere nur, damit wir sie abschießen können. Das ist völlig falsch. Sie werden gefüttert, um über den Winter zu kommen, da der Mensch sie aus ihren natürlichen Lebensräumen verdrängt hat“, so Enichlmair. Der Bezirksjägermeister ist der Meinung, dass jedoch nicht nur die Jagd selbst, sondern auch die Art und Weise, wie darüber berichtet wird, zu einem schlechtem Ruf der Jägerschaft beiträgt.
Helmberger stimmt zu und erklärt, dass die Jägerschaft keine gesunde Öffentlichkeitsarbeit leiste. „Die Tiefe der Informationen ist oft unzureichend, was zu Vorurteilen und Missverständnissen führt. Die Jagd ist ein komplexes Thema und lässt sich nicht einfach erklären“, meint er. Zudem werde die Waffe, die Jäger nutzen, ständig negativ betrachtet. „Es ist wichtig, die Waffe als Werkzeug zur Werterhaltung des Wildbestands zu sehen und nicht als Symbol der Aggression“, fügt er hinzu.
Beide Bezirksjägermeister betonen, dass die meisten Jäger verantwortungsvoll handeln. „Wenn die Jäger wirklich schießwütig wären, könnten wir kaum noch Wildtiere in der Region finden“, stellt Enichlmair klar. Stattdessen nehmen die Jäger gezielt überzählige und schwächere Tiere aus der Population, um die gesunde Entwicklung des Wildbestandes zu fördern.
Fokussierung auf Negativ-Beispiele
Enichlmair kritisiert die Medienberichterstattung, die häufig Negativbeispiele in den Vordergrund stellt. „Wenn ein Vorfall wie der Doppelmord passiert, dann wird sofort die ganze Gruppe der Jäger verurteilt. Der Begriff „Amok-Jäger“ erzeugt nur negative Emotionen und trifft nicht die Realität der Vielzahl der verantwortungsbewussten Jäger“, erklärt er. Es sei unfair, das Verhalten eines Einzelnen auf die gesamte Jägerschaft zu projizieren.
Zum spezifischen Fall des Täters Roland Drexler sagt Enichlmair: „Dies war ein Einzeltäter. Solche Taten sind in Oberösterreich nicht mehr vorgekommen. Drexler war jemand, den wir in unseren Reihen nicht dulden können. Sein Verhalten führte zur Eskalation der Lage.“ Helmberger stimmt der Einschätzung zu und erklärt, dass der Fall intern aufgearbeitet wird, um daraus Lehren zu ziehen.
Die Jägerschaft steht trotz der Herausforderungen, vor denen sie momentan steht, fest zusammen und bleibt der Reform und Aufklärung verpflichtet. „Wir müssen unser Image verbessern und der Öffentlichkeit klarmachen, dass Jagd wichtig für das Gleichgewicht in der Natur ist“, schließt Enichlmair. Informationen über Jagdpraktiken und deren Bedeutung könnten helfen, die Vorurteile gegen Jäger abzubauen. Für eine detaillierte Betrachtung dieses Themas finden sich weitere Informationen in einem Artikel auf www.tips.at.