Im Saarland ist eine alarmierende Zunahme von Femiziden zu verzeichnen. Im Jahr 2023 wurden insgesamt sieben Frauen ermordet, ausschließlich aufgrund ihres Geschlechts. Dies stellt den höchsten Stand dieser Art von Gewalt seit einem Jahrzehnt dar. Zusätzlich gab es zwei versuchte Tötungsdelikte, die ebenfalls in diesen Kontext fallen. Häufig sind es Partner oder Ex-Partner, die zu solch grausamen Taten greifen, insbesondere nach einer Trennung.
Die Notwendigkeit, diese horrenden Taten klar zu benennen und nicht als „Beziehungstragödie“ abzutun, wurde von Julia Sapelkina, der Leiterin des Frauennotrufs Saar, hervorgehoben. Sie betont, dass ein deutliches Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden muss. Aus diesem Grund ist es entscheidend, dass künftig eine verbesserte Erfassung von Femiziden im Saarland erfolgt. Hierbei wird auf eine bundesweit einheitliche Definition gesetzt, die auf der letzten Innenministerkonferenz beschlossen wurde.
Neue Verfahren zur Gefahreneinschätzung
Zusätzlich zu diesen Maßnahmen wird auch an innovativen Methoden gearbeitet, um potenzielle Femizide frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Die Polizeiinspektion Neunkirchen testet ein Verfahren, das es ermöglicht, das Risiko eines Tötungsdeliktes besser einzuschätzen. Betrifft eine Frau eine solche Situation, wird ihr durch die Polizei anhand eines Fragebogens geholfen zu entscheiden, ob sofortige Maßnahmen erforderlich sind.
Diesen Ansatz fordert der Frauennotruf Saar für eine landesweite Anwendung. Bislang befindet sich der Test jedoch noch in der Auswertungsphase bei der saarländischen Polizei, was bedeutet, dass konkrete Erfolge bislang nicht publik gemacht wurden. Ein solches Verfahren könnte Frauen, die sich in gefährlichen Beziehungen befinden, eine wertvolle Unterstützung bieten und ihnen helfen, rechtzeitig aus diesen verzweifelten Situationen herauszukommen.
Was sind Femizide?
Femizid bezeichnet die Tötung von Frauen, wobei das Geschlecht des Opfers eine entscheidende Rolle spielt. Dies inkludiert Morde, Totschlag und Körperverletzungen, die mit Todesfolge enden. Auch der versuchte Mord an einer Frau wird als Femizid gewertet. Die Mehrheit dieser Verbrechen geschieht in (Ex-)Partnerschaften, häufig aus einem Gefühl des Besitzanspruchs heraus. Leider spielen auch Frauenfeindlichkeit und patriarchale Denkweisen eine große Rolle, wenn es darum geht, warum zunehmend Femizide begangen werden.
Diese ernsten Entwicklungen verlangen nach dringendem Handeln seitens der Gesellschaft, um Frauen zu schützen und das Bewusstsein für mächtige Gewaltformen zu schärfen. Was das Saarland braucht, sind nachhaltige Konzepte und die Mitarbeit aller relevanten Akteure, um diesen besorgniserregenden Trend zu stoppen.
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