Im Volksheim Traisen fand eine eindrucksvolle Buchpräsentation statt, bei der Wilhelmine Goldmann aus ihrem Werk "Rote Banditen" las und mit dem Publikum über den Februaraufstand 1934 und dessen bedeutende Auswirkungen diskutierte. Der Historiker und Schriftsteller Dr. Gerhard Zeillinger moderierte die Veranstaltung.
Wilhelmine Goldmann, die 1948 in Traisen geboren wurde, kommt aus einer politisch aktiven Familie, die sich für soziale Gerechtigkeit und Bildung engagierte. Ihre Eltern, Franz und Wilhelmine Lettner, setzten sich im Jahr 1934 für die demokratische Republik ein und wurden für ihren Einsatz stark verfolgt. Franz Lettner, der nach dem Krieg Bürgermeister von Traisen wurde, erlebte während des Aufstands eine dramatische Zeit, die schließlich in eine Gefangenschaft mündete.
Erinnerungen an die dunkle Vergangenheit
"Mein Vater hat mir darüber kaum etwas erzählt",
erinnerte sich Goldmann während ihrer Lesung, in der sie die bitteren Erlebnisse ihres Vaters schilderte. Er wurde zusammen mit anderen politischen Aktivisten verhaftet, und der damals 19-jährige Victor Rauchenberger, der in der gleichen Zelle saß, wurde wenige Stunden vor seiner Hinrichtung von einem Standgericht verurteilt. Goldmann beschreibt, wie ihr Vater Rauchenberger versicherte, ihn in Erinnerung zu behalten, und dass dies ihn ein Leben lang begleitete. In Traisen sind Straßennamen wie "Rauchenbergergasse" dem Andenken an die Opfer dieser Zeit gewidmet.
Für die Familie Goldmann war der Februaraufstand ein Wendepunkt, der tiefe Spuren hinterließ. Die Mutter von Wilhelmine, besorgt um das Schicksal ihres Mannes, erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde in eine "Irrenanstalt" eingewiesen, wo sie unter grausamen Behandlungsbedingungen leiden musste. Es war eine Zeit voller Angst und Unsicherheit, die die Lebensläufe ihrer Eltern prägte.
Wilhelmine Goldmann bedauert, dass in ihrer Familie lange über diese dunklen Kapitel der Geschichte geschwiegen wurde. Erst nach dem Tod ihres Vaters begann sie, die Hintergründe ihrer Familiengeschichte zu erforschen. "Jede Generation muss ihre eigenen Erfahrungen machen", lautete die Philosophie ihres Vaters, die sie heute an die nachfolgenden Generationen weitergeben möchte. Mit ihrem Buch hat sie den Wunsch, das Andenken an diese Zeit lebendig zu halten und so zur historischen Klärung beizutragen, die heute oft schwerfällt.
Gedenken und Aufarbeitung
Bürgermeisterin Monika Feichtinger hob die Bedeutung solcher Veranstaltungen hervor und bedankte sich bei den Vortragenden und dem Publikum für ihr reges Interesse. Sie betonte, dass auch die Gemeinde Traisen Maßnahmen gegen das Vergessen anstrebt. Gedenktafeln sollen künftig dazu beitragen, die Geschichte im Ort sichtbarer zu machen.
Goldmanns Erzählungen und die Diskussionen im Anschluss an die Lesung zeugen von der Relevanz historischer Aufarbeitung in der heutigen Zeit. Viele Teilnehmer äußerten sich zu den wichtigen Themen, die durch Goldmanns Buch angesprochen werden. "Wer sich nicht mit der Vergangenheit beschäftigt, kann die Gegenwart nicht verstehen", fasst Goldmann ihr Credo zusammen.
Mehr Details zu der Veranstaltung und den behandelten Themen sind in einem ausführlichen Bericht auf www.meinbezirk.at nachzulesen.