Kunst und Kontroversen: Jubiläum der Gedächtniskapelle in St. Andrä!

Kunst und Kontroversen: Jubiläum der Gedächtniskapelle in St. Andrä!

St. Andrä, Österreich - Am 14. August 2025 steht die Vorfreude auf das 100-Jahre-Jubiläum der Kriegergedächtniskapelle in St. Andrä im Mittelpunkt. Am 8. September wird die Kapelle, die von Architekt Clemens Holzmeister entworfen und von dem bekannten Künstler Albin Egger-Lienz ausgestaltet wurde, mit einer Gedenkfeier eingeweiht. Dieses Jubiläum kann als Anlass genommen werden, um auf die Geschichte und die künstlerische Bedeutung der Kapelle zurückzublicken.

Die Kapelle erinnert an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs mit etwa 3.200 Namen auf einer Gedenktafel und ist Teil der Erinnerungskultur Osttirols. Der vierteilige Bilderzyklus, den Egger-Lienz darin geschaffen hat, umfasst die Werke „Sämann und Teufel“, „Der Sturm“, „Totenopfer“ und „Der Auferstandene“. Letzteres Werk löste in der Vergangenheit zahlreiche Kontroversen aus, insbesondere unter der Anklage von Dekan Gottfried Stemberger, der die Darstellung als zu wenig göttlich empfand. Dieser Disput führte dazu, dass der Vatikan im Jahr 1926 ein Interdikt verhängte, welches bis 1983 in Kraft blieb.

Festlichkeiten und Ausstellungen

Das Jubiläum wird mit der Ausstellung „Albin Egger-Lienz und der Teufele-Maler: Zwiespältige Zeitgeschichte vor 100 Jahren“ gefeiert. Diese ist bis zum 9. Januar 2026 in der DolomitenBank-Galerie am Südtiroler Platz in Lienz zu sehen. Zu den Feierlichkeiten zählen drei Vernissagen, die vom 8. bis 10. September stattfinden. Wer daran teilnehmen möchte, muss sich bis zum 5. September anmelden. An diesem Tag wird auch eine Gedenkmesse von Bischof Hermann Glettler am Kriegerdenkmal zelebriert.

Durch das Jubiläumsprojekt wird nicht nur die Kapelle neu eröffnet, sondern auch der angrenzende Arkadengang, der die Inschrift „Dem Frieden dienen“ tragen wird. Die kommende Ausstellung wird insgesamt 73 Exponate präsentieren, darunter Werke von Hugo Engl, Franz von Defregger, Alfons Siber und Konrad Verra. Auch wurden 51, zum Teil noch nie gezeigte Werke von Albin Egger-Lienz ausgewählt. Besonders prominent wird Karl Untergassers Aquarell „Der Teufele-Maler“ aus dem Jahr 1925 ausgestellt, das Eggers Werk unter die Lupe nimmt.

Historischer Kontext und künstlerische Bedeutung

Die Gedächtniskapelle wurde 1925 feierlich eröffnet, an der mehr als 10.000 Menschen teilnahmen, darunter bedeutende Persönlichkeiten wie Bundespräsident Michael Hainisch und der Landeshauptmann Franz Stumpf. Die Kapelle wurde errichtet, um dem Bezirk Lienz nach dem Verlust Südtirols eine neue Identität zu verleihen. Ursprünglich von Bezirkshauptmann Erich Kneußl initiiert, waren alle 50 Gemeinden an der Restaurierung beteiligt.

Albin Egger-Lienz, ein weltweit geschätzter Künstler, wurde durch seine Werke bereits früh von Publikum und Kunstexperten hochgelobt. Seine erste Monographie erschien 1914, und zahlreiche weitere folgten in den folgenden Jahrzehnten. Auch bedeutende Sammlungen seiner Werke befinden sich im Museum Schloss Bruck in Lienz und im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck. Die anhaltende Forschung zu seiner Kunstrichtung hat auch nach umfangreicher Literatur noch nicht zu einem endgültigen Abschluss geführt.

Die geplanten Feierlichkeiten und Ausstellungen um das Jubiläum der Kriegergedächtniskapelle zeigen das bleibende Erbe von Albin Egger-Lienz und spiegeln die tief verwurzelte Erinnerungskultur der Region wider. Der bevorstehende Dokumentarfilm auf ORF III sowie ein zehnseitiger Bericht in einer großen Zeitschrift des Axel Springer-Verlags ergänzen das Programm und bieten spannende Einblicke in das Leben und Werk des Künstlers und die Bedeutung der Kapelle.

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OrtSt. Andrä, Österreich
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