In Klagenfurt erinnert ein Denkmal an den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938, ein Ereignis, das in der Geschichte des Landes nicht vergessen werden sollte. Die Wissenschaftlerin Nadja Danglmaier weist in ihrem neuen Buch auf die anhaltenden Formen von Diskriminierung und Rassismus hin, die gerade in heutigen Zeiten begegnen. Besonders besorgniserregend sei die Zunahme antisemitischer Vorfälle, die häufig mit der Unfähigkeit zusammenhänge, den Bezug zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu erkennen.
Die Nacht der Novemberpogrome vor 86 Jahren ist ein prägendes Beispiel für die Welle der Gewalt, die Adolf Hitler gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland und Österreich entfesselte. In diesen Nächten wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen geschändet, und viele Menschen erlebten die Zerstörung ihres Eigentums und ihrer Städte. Historiker wie Raphael Gross betonen, dass diese Pogrome die „erste Katastrophe vor der Katastrophe“ darstelle, da sie der systematischen Verfolgung der Juden vorangegangen sind.
Ausschreitungen in Klagenfurt und Villach
In den Städten Klagenfurt und Villach kam es in der Folge der Pogrome zu schweren Ausschreitungen. Das jüdische Bethaus in der Platzgasse in Klagenfurt wurde verwüstet, und der heilige Text der Tora, ein zentraler Bestandteil der jüdischen Religion, wurde auf der Straße verbrannt. Nadja Danglmaier erklärt, dass die lokalen Bevölkerung in diesen Zeiten eine Plattform fand, um ihre feindlichen Emotionen gegen Juden auszuleben.
In Villach sind die Spuren dieser gewaltsamen Vergangenheit in Form eines Denkmals sichtbar, das die Namen der mehr als 300 NS-Opfer zählt. Tragischerweise wurde dieses Denkmal jedoch kürzlich bereits zum 15. Mal demoliert. Die Gründe sind noch unklar, ob es sich um Vandalismus oder unglückliche Umstände handelt. Die Zerstörung dieses Mahnmals zeigt, wie respektlos mit der Erinnerungsarbeit umgegangen wird.
Ein Begriff, der im Kontext der Pogrome oft genannt wird, ist „Pogrom“. Er beschreibt gewaltsame Ausschreitungen gegen Menschen, die einer bestimmten gesellschaftlichen oder religiösen Gruppe angehören. Dies zeigt, wie durchlässig die Grenzen für Diskriminierung und Gewalt über die Jahre hinweg sind. Die von den Nazis verwendete Bezeichnung „Reichskristallnacht“ ist eine zynische Verharmlosung der jugendlichen Gewalttaten, die in dieser schrecklichen Nacht stattfanden.
Verein Erinnern Villach: Aufholbedarf bei Sensibilisierung
Der Verein Erinnern Villach, der hinter dem Denkmal steht, bemängelt das große Defizit in der Aufklärung junger Leute über die Ereignisse der antisemitischen Vergangenheit. Alexandra Schmidt, eine Vertreterin des Vereins, berichtet von insgesamt 14 dokumentierten Vorfällen, bei denen Jugendliche für die Beschädigung des Denkmals verantwortlich gemacht werden konnten. „Das ist besorgniserregend,“ so Schmidt.
Historikerin und Filmemacherin Burgl Czeitschner führt die mangelnde Empathie, die in Bezug auf die Verfolgung und Diskriminierung von Juden sowie anderen Randgruppen besteht, auf ein Bildungsproblem zurück. Trotz der Tatsache, dass politische Bildung Teil des Lehrplans ist, fehlt es an einem tiefgehenden Verständnis für die Vergangenheit. Verständnis und Empathie sollten gefördert werden, um die Fehler der Geschichte nicht zu wiederholen.
Die aktuelle Situation macht deutlich, dass viel Arbeit notwendig ist, um das Bewusstsein für die Gräueltaten des Nationalsozialismus zu schärfen. Auch der Nationalratspräsident Walter Rosenkranz sah sich am Freitag mit Widerstand konfrontiert, als er beim Gedenken an die Novemberpogrome am Judenplatz in Wien einen Kranz niederlegen wollte. Jüdische Demonstrierende bildeten eine Menschenkette um das Denkmal und verdeutlichten, dass ein respektvolles Erinnern unerlässlich ist. „Wer Nazis ehrt, dessen Wort ist nichts wert!“ war die klare Botschaft an Rosenkranz, der den Vorfall als „Gewalt“ bezeichnete.
Ob in Klagenfurt, Villach oder Wien: Das Gedenken an die Vergangenheit bleibt unerlässlich, um die Lehren aus der Geschichte zu bewahren und die Werte der Toleranz und des Respekts in der Zukunft zu stärken. Diese Themen müssen in der Bildung und im gesellschaftlichen Diskurs stärker verankert werden, um die Wiederholung solcher Tragödien zu verhindern. Die Erinnerungszeichen und Denkmäler sind nicht nur stille Mahnmale, sondern lebendige Erinnerungen, die immer wieder neu interpretiert und diskutiert werden müssen. Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf kaernten.orf.at.