In Kärnten stehen die Kindergärten vor einer entscheidenden Wende. Kürzlich wurde bekannt gegeben, dass die Gruppengröße von derzeit 24 Kindern vorerst beibehalten wird, anstatt schrittweise auf 20 Kinder zu reduzieren, wie es ursprünglich geplant war. Diese Entscheidung überrascht viele, denn sie wurde in einer Koalitionsvereinbarung zwischen der SPÖ und der ÖVP getroffen und zeigt eine Abkehr von einem erst kürzlich verabschiedeten Gesetz.
Die Entscheidung, die Gruppengröße nicht zu senken, zielt darauf ab, den Gemeinden finanzielle Belastungen durch neue Gruppen und nötige Umbauten zu ersparen. Doch die Reaktionen aus der Fachwelt sind überwältigend negativ. Die Berufsgruppe der elementaren Bildungseinrichtungen Kärntens (BEBEK) äußert klare Zweifel an der Entscheidung. In einem offenen Brief an die Öffentlichkeit betonen sie, dass die angestrebten Verbesserungen in der Qualität der frühkindlichen Bildung nun gefährdet seien. Sie schreiben: „Die von Kindern, Familien und Fachkräften lang ersehnte verkleinerte Gruppengröße wird jetzt in Frage gestellt.“
Bedeutung der Gruppengröße
Die BEBEK erklärt, dass eine kleinere Gruppengröße entscheidend für die individuelle Förderung der Kinder sei. Sie hebt hervor, dass eine Reduzierung der Gruppengröße zu einer erhöhten Interaktionsqualität mit den einzelnen Kindern führt. Pädagogische Fachkräfte wissen aus Erfahrung, dass die Qualität einer Bildungseinrichtung stark vom sogenannten Fachkraft-Kind-Schlüssel abhängt. Bei einer großen Anzahl an Kindern sind die Erzieher häufig überlastet, was es schwierig macht, die Bedürfnisse der einzelnen Kinder zu erfüllen.
Ein weiteres zentrales Thema ist der akute Personalmangel, der die Fachkräfte in ihrer täglichen Arbeit stark belastet. Diese Belastung führt nicht nur zu Frustration bei den Pädagogen selbst, sondern auch dazu, dass Kinder nicht die notwendige Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten, die sie brauchen. „Wir haben die Motivation und die Freude am Beruf, aber die zu große Gruppengröße bringt uns an unsere Grenzen“, so eine betroffene Pädagogin.
Finanzielle Argumentation unter Beschuss
In ihrem Brief kritisiert die BEBEK die Argumentation der Politiker, dass aufgrund fehlender finanzieller Mittel keine Reduzierung der Gruppengrößen stattfinden könne. „Das ist ein Totschlagargument“, sagen sie. Es sei weniger eine Frage der Finanzen, sondern vielmehr eine bewusste Entscheidung, wo das Geld investiert wird. Durch diese Sparmaßnahmen werde der Elementarbereich als unwichtig erachtet, was langfristig negative Auswirkungen auf die Bildungsqualität haben könne.
Abschließend appelliert die BEBEK an die Verantwortlichen, die Größe der Gruppen mindestens auf 20 Kinder zu reduzieren. Außerdem empfehlen sie, die Zahl in Kindertagesstätten sogar auf 12 Kinder zu beschränken, um die Bedingungen für die Kinder und die Fachkräfte zu verbessern.
Die Gewerkschaften GPA und Younion drängen nun auf Protestmaßnahmen. Sie haben eine Petition gestartet, um gegen die Aussetzung der geplanten Reduktion der Gruppengrößen vorzugehen. „Die Maßnahme der schrittweisen Senkung der Gruppengröße stellt eine erhebliche Verbesserung sowohl für die Kinder als auch für die PädagogInnen dar“, betont Silvia Igumnov, die Landesfrauenvorsitzende des ÖGB. Eine Umfrage unter 434 Beschäftigten der Kinderbetreuung in Kärnten verdeutlicht, dass die Gruppengröße eine der Hauptbelastungen für die Beschäftigten darstellt.
Igumnov sieht in dem ursprünglichen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz einen Meilenstein für die Bildung in Kärnten. Daher sei es entscheidend, dass dieses Gesetz ordnungsgemäß durchgeführt wird und nicht an den falschen Stellen gespart wird. „Wir fordern die Verantwortlichen auf, mit uns als ArbeitnehmerInnen-Vertretung ins Gespräch zu treten“, so die Gewerkschaftsvertreterin abschließend.
Eine detaillierte Übersicht über die anhaltende Situation und die entsprechenden Forderungen der Fachkräfte finden sich in den aktuellen Berichten, wie www.kleinezeitung.at dokumentiert.
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