Der CEO der Strabag, Klemens Haselsteiner, äußerte sich optimistisch zu den jüngsten politischen Entwicklungen in Deutschland, speziell zur Auflösung der Ampelkoalition und den bevorstehenden Neuwahlen. Er sieht in dieser Situation die Chance auf eine klare Ausrichtung, was besonders für die Wirtschaft von Bedeutung ist. Haselsteiner betonte, dass die Einigung auf den Bundeshaushalt für 2025 von großer Wichtigkeit ist, um die Finanzierung bedeutender Bau- und Infrastrukturprojekte zu gewährleisten.
In der Baubranche stehen jedoch tiefgreifende Veränderungen an. Weltweit ist der Bausektor für 38 Prozent der Klimagasemissionen verantwortlich. Die Strabag, die ihren Sitz in Wien und Spittal an der Drau hat und weltweit 86.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt das Unternehmen auf innovative Ansätze und Technologien.
Innovationen im Bauwesen
Aktuell beschäftigt sich Strabag mit über 250 Innovationsprojekten, von denen 50 kürzlich auf dem „Strabag Innovation Day“ in Köln präsentiert wurden. „Die Zukunft ist ungewiss, aber das heißt auch, wir können sie gestalten, formen“, erklärte Haselsteiner. Ein Beispiel für innovative Ansätze zur Dekarbonisierung ist der Einsatz nachwachsender Rohstoffe. Strabag fokussiert hierbei auf Materialien wie Schilf, Hanf und Zuckerrüben. Eine nachhaltige Alternativstoff für Styropor wird durch den Kauf des Hanfdämmstoff-Produzenten Naporo unterstützt.
Ein vielversprechendes Projekt ist die Umstellung auf Wasserstoff und Brennstoffzellen als Ersatz für fossile Treibstoffe in schweren Baumaschinen. Ein Pilotprojekt im Steinbruch Gratkorn verwendet grünen Wasserstoff in einem modifizierten Verbrennungsmotor, was in Zusammenarbeit mit Maschinenbauer Liebherr und Energie Steiermark erfolgt.
Ein weiterer innovativer Ansatz zur Reduzierung der Baukosten ist das serielle Bauen. Die Kombination eines Holz-Hybrid-Bausystems, das als „Moleno“ bezeichnet wird, mit KI-gestützten Designs könnte dazu beitragen, die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt zu bewältigen. Dadurch entstehen standardisierte, jedoch anpassbare „Baukästen“ für den Wohnungsbau. Dies könnte für die Architekturbranche eine Herausforderung darstellen, da es die Rolle traditioneller Architekten in Frage stellt.
Regulatorische Veränderungen und Vorschläge
Haselsteiner glaubt, dass alleinige Innovationen nicht ausreichen werden, um die Bauwirtschaft nachhaltig zu transformieren. Er fordert einen zehnjährigen Plan mit einem politischen Konsens, der eine klare strategische Ausrichtung für Österreich und Deutschland vorgibt. Er warnt vor den negativen Auswirkungen von sprunghafter Politik auf die Wirtschaft. Einheitliche Regelungen in der Bauwirtschaft über Landesgrenzen hinweg sind dringend notwendig. Der gegenwärtige Föderalismus, der unterschiedliche Baugesetze in jedem Bundesland vorsieht, könnte den Fortschritt erheblich behindern.
Ein weiterer Vorschlag von Haselsteiner ist die Einführung einer „Beweislastumkehr“ bei Genehmigungen, die es der Behörde auferlegen würde, nachzuweisen, warum ein Bauprojekt nicht genehmigt werden kann. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit müsste der Staat sich auch seiner Marktmacht bei der öffentlichen Beschaffung bewusst werden und indirekt anregen, dass mehr recycelter Asphalt im Straßenbau verwendet wird. Im Hinblick auf die internationale Präsenz der Strabag äußerte Haselsteiner, dass das Unternehmen derzeit nur in Kanada, jedoch nicht in den USA vertreten ist. Er glaubt, dass der Wahlsieg von Donald Trump Europa vor größere Herausforderungen stellen könnte, jedoch keine direkten Konsequenzen für die Bauwirtschaft mit sich bringen werde. Änderungen bei der Energiewende und dem Klimaschutz sieht er nicht auf sich zukommen, da der Wandel bereits in vollem Gange sei und nicht mehr zurückgedreht werden könne.
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