In einem Zeitalter, in dem maßgeschneiderte Mode zunehmend rar wird und das Schneiderhandwerk an Beliebtheit verliert, gibt es in der Region ein bemerkenswertes Beispiel für Tradition und Handwerkskunst. Hannelore Rieder, eine 77-jährige Mitschigerin, blickt auf ihre Ausbildung als Damenkleidermacherin zurück, die sie vor mehr als 60 Jahren begann. Ihre Leidenschaft für das Schneiderhandwerk erhielt sie bereits von ihren Eltern, die großen Wert auf einen geregelten Beruf legten.
„Am 25. September 1961, in meiner Jugend, startete ich meine Ausbildung in der Hermagorer Schneiderei von Elfriede Ankele", erzählt Hannelore. Zu jener Zeit war das Anfertigen von Kleidung eine gängige Praxis, da es in den meisten Orten keine Bekleidungsgeschäfte gab. Viele Menschen suchten nach maßgeschneiderter Kleidung für besondere Anlässe wie Hochzeiten, Taufen und Firmungen. Unsere Kunden brachten oft ihre eigenen Stoffe mit, um ein persönliches Kleidungsstück anfertigen zu lassen.
Erfahrungen aus der Berufsschule
Um ihre handwerklichen Fähigkeiten zu verbessern, besuchte Hannelore während ihrer Lehrzeit die Berufsschule in Hermagor, unter der Leitung von Direktor Max Lampersberger. Seine Frau, Fanni, war nicht nur Schneidermeisterin, sondern auch eine prägende Lehrerin für viele junge Schneiderinnen. „Von Fanni habe ich wertvolles Wissen, insbesondere das perfekte Schnittzeichen, gelernt“, merkt sie an. Hannelores Lehrherrin, Elfriede Ankele, hatte den Ruf, eine strenge Chefin zu sein, aber ihr Fokus auf Präzision und Perfektion schätzte sie sehr: „Es war ein hervorragender Lehrplatz und ich bereue meine Entscheidung nicht.“
Die Ausbildung umfasste auch das Führen eines Wochen-Werkstattbuches, das wöchentlich der Meisterin zur Bestätigung vorgelegt werden musste. Dieses sorgfältig geführte Buch, ergänzt durch handgezeichnete Skizzen und Muster, dokumentierte nicht nur den Fortschritt, sondern diente auch dem Erwerb wichtiger Fähigkeiten im Skizzieren und Zeichnen. Solche Berichte waren bei der Gesellenprüfung entscheidend, um der Prüfungskommission einen Überblick über die Ausbildung zu geben.
Ein wertvolles Erbe für die Zukunft
Der beträchtliche Wert dieser Werke liegt nicht nur in ihrem Inhalt, sondern auch in ihrem regionalen Bezug, der die Tradition des Schneiderhandwerks im Gailtal lebendig hält. Die Schenkung wird sicherlich kommende Generationen inspiriert, das Handwerk und seine Bedeutung zu erkunden. Mehr Informationen zu diesem engagierten Beitrag finden sich in einem Artikel auf gailtal-journal.at.
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