Interpol warnt: Explosion des Menschenhandels durch Internetbetrug!

Interpol warnt vor einer globalen Menschenhandelskrise: Hunderttausende Opfer, verstärkt durch Online-Betrug und falsche Jobangebote.
Interpol warnt vor einer globalen Menschenhandelskrise: Hunderttausende Opfer, verstärkt durch Online-Betrug und falsche Jobangebote. (Symbolbild/DNAT)

Interpol warnt: Explosion des Menschenhandels durch Internetbetrug!

Vienna, Österreich - Interpol hat eine alarmierende Warnung ausgesprochen und weist auf eine „globale Krise“ im Menschenhandel hin, bei der Hunderttausende Opfer betroffen sind. Die Warnung kommt in Anbetracht der steigenden Zahl von Menschen, die in professionell organisierten Online-Betrugszentren zur Zwangsarbeit gezwungen werden. Betroffene Menschen stammen aus 66 Ländern und sind auf allen Kontinenten verbreitet. Ursprünglich konzentrierten sich diese Betrugszentren vor allem in einigen südostasiatischen Ländern, jedoch wurden in den letzten Jahren auch in Westafrika, Zentralamerika und dem Mittleren Osten zunehmend solche Zentren entdeckt. In den letzten fünf Jahren wurden drei von vier Opfern in diese Regionen geschmuggelt, was die Dringlichkeit der internationalen Reaktion unterstrich.

In vielen Fällen werden die Opfer durch falsche Jobangebote angelockt, lediglich um dann in Lagern gefangen gehalten zu werden. Sie werden nicht nur erpresst und geschlagen, sondern auch sexuell ausgebeutet, gefoltert oder sogar vergewaltigt. Die Zustände sind erschreckend, und die Opfer sind gezwungen, andere Menschen im Internet zu betrügen, um an deren Geld zu gelangen. Diese Entwicklung bestätigt die Notwendigkeit von mehr internationalem Informationsaustausch und einer verbesserten Zusammenarbeit zwischen den betroffenen Ländern, wie es Cyril Gout von Interpol fordert.

Koordinierte internationale Einsätze

Im Kontext dieser Warnungen führte Interpol Anfang Oktober einen großangelegten internationalen Einsatz gegen Menschenhandel und Migrantenschmuggel in 116 Ländern und Gebieten durch. Über einen Zeitraum von sechs Tagen konnten mehr als 3.200 mutmaßliche Opfer gerettet werden. Insgesamt identifizierte der Einsatz knapp 17.800 Migranten ohne Papiere und führte zu über 2.500 Festnahmen, von denen 850 speziell wegen Menschenhandels oder Migrantenschmuggels verhaftet wurden. Diese Operation stellt den größten Einsatz seiner Art dar und zeigt eine bemerkenswerte Abkehr von traditionellen Mustern des Menschenhandels.

Die zwischenstaatliche Zusammenarbeit ist besonders wichtig, da Opfer häufig durch falsche Jobversprechen angelockt werden und dann missbraucht. Zu den geretteten Opfern zählen auch Minderjährige, die auf argentinischen Farmen arbeiten mussten, sowie Migrantinnen, die in Diskotheken in Nordmazedonien gezwungen wurden, zu arbeiten. Die Situation im Nahen Osten ist ebenfalls besorgniserregend, wo Menschen als Haushaltshilfen festgehalten und misshandelt wurden. Auch im Irak gab es Fälle von Zwangsbetteln.

Rückgang der aufgedeckten Fälle und Herausforderungen

Im Jahr 2020 fiel die Zahl der weltweit aufgedeckten Fälle von Menschenhandel um 11 % im Vergleich zum Vorjahr, was den ersten Rückgang seit 20 Jahren darstellt. Grund hierfür sind unter anderem die Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie, die sowohl die Möglichkeiten der Strafverfolgungsbehörden als auch den Handlungsspielraum der Menschenhändler beeinflussten. Ein Bericht des Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) hebt hervor, dass sich der Menschenhandel zunehmend in den Untergrund verlagert, was die Bekämpfung dieser Verbrechen noch schwieriger macht.

In einer globalen Untersuchung, die 166 Staaten umfasste, betrafen 60 % der aufgedeckten Fälle Frauen und Mädchen, wobei insbesondere Frauen und Mädchen oft Opfer sexueller Ausbeutung werden. Bei Jungen und Männern ist Zwangsarbeit häufiger anzutreffen. Die Bekämpfung des Menschenhandels ist Teil der globalen Nachhaltigkeitsstrategie der Vereinten Nationen, die bis 2030 effektive Maßnahmen zur Abschaffung von Zwangsarbeit, moderner Sklaverei und Menschenhandel fordert.

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OrtVienna, Österreich
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