Eskalation in Syrien: Fast 600 Tote nach Kämpfen zwischen Drusen und Beduinen

Eskalation in Syrien: Fast 600 Tote nach Kämpfen zwischen Drusen und Beduinen

Suwaida, Syrien - In der syrischen Provinz Suwaida kam es am Sonntag zu schweren Gefechten zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen. Diese Auseinandersetzungen wurden durch einen Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen ausgelöst, bei dem Angehörige eines Beduinenstamms ein entscheidendes Wort hatten. Inmitten der Gewalt versuchen die neuen syrischen Regierungsbehörden unter Präsident Ahmed al-Scharaa, Stabilität im Land herzustellen, nachdem Baschar al-Assad gestürzt wurde. Die Konflikte in der Region haben in den letzten Tagen stark zugenommen.

Bis Donnerstag zogen sich die syrischen Regierungstruppen, die eingesetzt worden waren, um Kontrolle zu übernehmen, aus der Stadt Suwaida zurück, nachdem Israel intervenierte und Regierungsgebäude in Damaskus bombardierte. Diese Maßnahmen wurden ergriffen, um den Abzug der syrischen Truppen aus der Drusen-Region zu fordern. Dennoch kam es zu weiteren Kämpfen, die von der syrischen Präsidentschaft als Verstöße gegen eine zuvor vereinbarte Waffenruhe durch die Drusen bezeichnet wurden. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) sind seit Sonntag nahezu 600 Menschen ums Leben gekommen, darunter 27 Drusen, von denen zwei Kinder waren.

Humanitäre Krise aufgrund der Gewalt

So berichten die UN über nahezu 80.000 Vertriebene aufgrund des gewalttätigen Ausbruchs in der Region. Zugleich sind die Krankenhäuser in Suwaida aufgrund der anhaltenden Kämpfe überfordert. Das UNHCR meldet zudem, dass ein Lagerhaus des syrischen Roten Halbmonds durch Beschuss beschädigt wurde. Die Sicherheitskräfte der syrischen Regierung stehen in Alarmbereitschaft, während drusische Geistliche und Gouverneur Mustafa al-Bakur zur Ruhe aufrufen und ein entschlosseneres Eingreifen der Zentralregierung fordern.

Die Kampfhandlungen haben zudem zur Zündung von Häusern von Drusen in Ortschaften wie Walra und Al-Masraa geführt. Das UN-Menschenrechtsbüro hat von weiteren Menschenrechtsverletzungen in dieser Region berichtet, wobei Berichte über Hinrichtungen und Plünderungen vorliegen. In dieser angespannten Situation kündigte Israel an, humanitäre Hilfe in Form von Lebensmittelpaketen und medizinischer Versorgung im Wert von über 500.000 Euro für die Drusen in Syrien bereitzustellen.

Internationale Reaktionen

In Reaktion auf die Eskalation des Konflikts appellierte der deutsche Außenminister Johann Wadephul an die syrische Regierung, eine friedliche Nachkriegsgesellschaft zu fördern und die Integration aller Bevölkerungsgruppen zu unterstützen. Die Sicherheitskräfte der syrischen Übergangsregierung wurden erneut an den Rändern von Suwaida postiert, während Israel bereit ist, die Präsenz der syrischen Truppen für 48 Stunden zu tolerieren, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

Die Drusen stellen eine religiöse Minderheit in Syrien dar, die vor dem Krieg 2011 etwa 700.000 Menschen umfasste, wobei die meisten in Suwaida leben. Die gegebenen Umstände und die wiederkehrende Gewalt haben Besorgnis über die Zukunft dieser Gruppe ausgelöst, die in der Vergangenheit bereits unter einer Vielzahl von Konflikten lesene musste. Die internationale Gemeinschaft bleibt aufmerksam auf die Entwicklungen und die Bemühungen um Frieden in dieser konfliktbeladenen Region.

Für detaillierte Berichte über den aktuellen Konflikt in Syrien, siehe Kleine Zeitung, Tagesschau und DW.

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OrtSuwaida, Syrien
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