Ein strahlender Samstagmorgen in Neusiedl am See zog zahlreiche Besucher an den Bahnhof. Anstelle der üblichen Pendler fanden sich hier heute nostalgiebegeisterte Gäste ein, die einer der wenigen Nostalgiefahrten auf der Oststrecke beiwohnen wollten.
Die eindrucksvolle Dampflok „Eberhard“, die bereits stolze 80 Jahre auf dem Buckel hat, war das größte Highlight. Mit großem Getöse und einem markanten Dampfausstoß wurde sie zum beliebten Fotomotiv. Die Menschen versammelten sich rund um die Lok und hielten die außergewöhnliche Szenerie mit ihren Handys fest. Währenddessen war die Feuerwehr Neusiedl am See vor Ort und stellte sicher, dass der Wassertank der Lok gefüllt war, um die Reise reibungslos zu gestalten.
Die lange Geschichte der Lokomotive
Bevor „Eberhard“ um 8:25 Uhr, leicht verspätet, seine Fahrt antreten konnte, wurde ein Blick ins Innere der Lok geworfen. Dominik Wurm, ein aktiver ÖBB-Lokführer und Mitorganisator des Events, erklärte den Zuschauern die Funktion des Heizers. „Rund sechs Tonnen Kohle werden wir heute verheizen“, schätzte Peter Sens, der als einer der letzten Lokführer ebenfalls noch die Dampflok bedienen darf.
Die Dampflok hat eine bewegte Geschichte, die bis 1944 zurückreicht, als sie ursprünglich für die Ostdeutsche Reichsbahn konstruiert wurde. Nach dem Krieg landete die Lok in Jugoslawien und war bis 1991 aktiv. Nach ihrer Rückkehr nach Österreich fand sie zunächst in Strasshof und Knittelfeld einen Platz, bevor sie 2015 vom Verein „Lokteam“ übernommen wurde. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten war die Lok schließlich 2019 wieder einsatzbereit.
Bei ihrer heutigen Reise gleitet die „Eberhard“ gemütlich mit 60 km/h über die malerische Strecke entlang der Donau. Die route führt über Tulln, Krems und Dünstein bis nach Spitz an der Donau und zurück. Die Tickets für diese besondere Fahrt waren heiß begehrt – alle 330 wurden sofort verkauft. „Eberhard“ ist die einzige Dampflok in der Region mit Streckenzulassung für die Ostregion und verfügt über eine maximal Geschwindigkeit von 80 km/h. Dennoch entschieden sich die Veranstalter, sie langsamer fahren zu lassen, um den nostalgischen Genuss der Fahrt zu bewahren.
Erst kürzlich wurde ein weiteres großes Interesse an historischen Zugfahrten spürbar, was sich nicht zuletzt an dem schnellen Ticketverkauf zeigt. Die Vorliebe für nostalgische Erlebnisse scheint mit jedem Jahr zu wachsen. Weitere Fahrten dieser Art könnten somit für die Zukunft in Aussicht stehen.
Die Organisation der Nostalgiefahrt lag in den Händen der Motorradfahrgemeinschaft Nordburgenland, die mit viel Engagement und Liebe zum Detail zur gelungenen Durchführung beitrugen. Das Event war eine gelungene Hommage an die Eisenbahngeschichte und die Faszination für Dampflokomotiven, die auch die jüngeren Generationen in ihren Bann zieht.
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