Ein neuer Film eröffnet die Diskussion über soziale Normen und angespannte Beziehungen: *Speak No Evil*. Dieser von Blumhouse unterstützte amerikanische Remake des dänischen Films *The Guests* von 2022, inszeniert von James Watkins, bedient sich eines langsamen Aufbaus der Angst, ähnlich wie in Klassikern wie *The Shining* oder *The Witch*. Erste schleichende Unbehagen sind das Herzstück dieses Films, denn wirkliche Schreckmomente lassen bis zur letzten halben Stunde auf sich warten.
Die Geschichte folgt der amerikanischen Familie Dalton, bestehend aus Louise (Mackenzie Davis), Ben (Scoot McNairy) und ihrer Tochter Agnes, die kürzlich nach London gezogen sind. Um aus der Einsamkeit ihrer neuen Umgebung zu entkommen, nehmen sie impulsiv die Einladung an, das britische Paar Paddy und Ciara (James McAvoy und Aisling Franciosi) in ihrem ländlichen Heim zu besuchen. Doch schnell zeigt sich, dass diese Entscheidung problematisch war.
Ein besorgniserregender Aufenthalt
Schon bald treten erste Warnsignale auf: Der stumme Sohn von Paddy und Ciara verhält sich merkwürdig, während Ciara Agnes vor Louise und Ben scharf wegen Tischmanieren tadelt. Paddy, der Louise dazu drängt, sein frisch geschlachtetes Essen zu probieren, zeigt eine aggressive Besessenheit. Im Zentrum der Spannung stehen die Machtspiele zwischen Paddy und Louise. Während McAvoy sich bravourös in die Rolle des toxischen Psychopathen einfügt, trägt Davis die emotionale Last ihrer Rolle mit Bravour. Louise schwankt zwischen verschiedenen Emotionen und hat ein gutes Gespür für Gefahr, doch oft bleibt sie aus Rücksicht auf ihre Familie passiv.
Die von Davis dargestellte Protagonistin kämpft mit den Erwartungen an Frauen und die damit verbundenen gesellschaftlichen Zwänge. In einem Interview erklärte sie: „Gerade für Frauen gibt es diesen Drang, oft einfach gedacht zu werden.“ Diese inneren Konflikte verdeutlichen die Dynamik der Ehe zwischen Louise und Ben, die durch eine belastende Vergangenheit geprägt ist.
Doch sobald Louise die Kontrolle über die Situation verlieren könnte, bringt sie ihre eigenen Bedenken in Hinterfragen. Ben, dessen Charakter als lethargisch dargestellt wird, bleibt oft ahnungslos gegenüber der wahren Bedrohung. Diese Darstellung beinhaltet eine scharfe Kritik an geschlechtlichen Machtverhältnissen in Beziehungen, wo Louise häufig auf ihren Mann Rücksicht nimmt, was die Spannung und die Dramatik des Films verstärkt.
Ein unerwarteter Gipfel der Spannung
Die letzten 30 Minuten des Films entblößen die dunkle Realität der Situation, gefüllt mit intensivem Horrorfieber, das an ikonische Slasher-Momente erinnert. Davis selbst empfand die Dreharbeiten als herausfordernd, da die vorangegangene Zeit voller Unbehagen war. „Am Ende war ich wirklich froh, einen Axt in die Hand zu nehmen und etwas Chaos auszulösen“, scherzte sie und verwies auf ihren Wunsch nach Befreiung von der erdrückenden Spannung während der Dreharbeiten.
Obwohl viele moderne Horroren auf übernatürliche Elemente setzen, bewegt sich *Speak No Evil* durch die furchterregenden Dynamiken in zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Druck, den Erwartungen gerecht zu werden. Die Darbietung von James McAvoy glänzt durch seinen übertriebenen Charme, aber es ist Davis, die mit ihrer komplexen Darstellung als Louise die emotionale Tiefe des Films verkörpert. Diese Kombination von subtilem Horror und psychologischer Spaltung zieht das Publikum in ihren Bann und regt zur Reflexion über eigene Erfahrungen und die gesellschaftlichen Strukturen an.
Filmliebhaber und Kritiker scheinen einstimmig über die wichtige Botschaft des Filmes zu diskutieren. Obwohl die Grundgeschichte direkt aus dem dänischen Original übernommen wurde, bietet die neue Version einen frischen Blickwinkel auf die Charaktere und deren Motivationen. Ein Erlebnis, das für Zuschauer noch lange nach dem Abspann präsent bleibt, und in den Worten von Louise: „Sie lassen mich einfach tun.“
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